Nina Peter: Euripides und Geschäftsbericht. Intertextuelle Referenzen in Elfriede Jelineks „Die Kontrakte des Kaufmanns“

Teilaspekt der Dissertation
(für den Nachwuchsworkshop 2014)

Wie die meisten ihrer Texte ist auch Jelineks „Wirtschaftskomödie“ Die Kontrakte des Kaufmanns reich an intertextuellen An- und Einspielungen. Neben dem antiken Drama Herakles von Euripides und dem Geschäftsbericht der Meinl-Bank sind es unter anderem Texte der politischen Ökonomie von Marx bis Schumpeter, der christlichen Religion sowie die eigene poetologische Schrift Ich schlage sozusagen mit der Axt drein, die in dem Text über die zeitgenössische Finanzwirtschaft aufgerufen, paraphrasiert und variiert werden.
Der geplante Beitrag rekonstruiert ausgewählte intertextuelle Elemente, die sich den mit den oben genannten Beispielen aufgerufenen fünf Bereichen – Literatur, wirtschaftliche Praxis, Theorie der Ökonomie, Religion, Poetologie – zuordnen lassen und stellt die Frage nach ihrem semantischen ‚Mehrwert‘. Denn anders als im Zitat des Veranstaltungstitels formuliert, ist es nach dem „Sprechen“ nicht „aus“. Die Bezugnahmen auf die heterogenen Texte treten vielmehr durch das literarische Arrangement in einen Kommentarzusammenhang, der die im Stück zum Ausdruck kommende Kritik an den Praktiken der zeitgenössischen Finanzwissenschaft inhaltlich konturiert. Um welche inhaltlichen Aspekte und Überlegungen die intertextuellen Referenzen Jelineks Ökonomiekritik bereichern und wie sie zu einer ‚Poetik der Ökonomie‘ beitragen ist das Hauptinteresse des Beitrags. Er entsteht im Kontext meiner Dissertationsschrift über die Darstellung der Finanzwirtschaft in der zeitgenössischen Literatur, die ein Kapitel zu Jelineks Ökonomie-Texten enthalten wird.

4.7.2014

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