Aline Vennemann: „Hallo, wer spricht?“ Identität und Selbstdarstellung in Elfriede Jelineks „Ein Sportstück“: Text und Aufführung

Masterarbeit

Mit Ein Sportstück (1998) gewinnt Elfriede Jelinek als Dramatikerin nicht nur weltweite Anerkennung (u.a. dank Einar Schleefs legendärer Inszenierung am Burgtheater), sondern festigt zugleich ihre neue Theaterästhetik: die Verselbständigung der Stimmen und Bedeutungen zuungunsten der auktorialen Instanz. In der vorliegenden Untersuchung wird daher die Frage aufgeworfen, welches „Ich“ dort eigentlich spricht. Denn diese(n) Stimme(n) stammt(en) weder von der Autorin, noch vom Regisseur oder Leser. Meinen Überlegungen zufolge handelt es sich um ein der Lektüre oder der Inszenierung entspringendes Subjekt, nämlich der Bewusstwerdung der Sprache selbst. Den Leitfaden der Studie bilden zwei Fragen: Inwiefern spiegeln die sprechenden Instanzen in Ein Sportstück den Prozess der Subjektbildung vermöge einer selbstreflexiven, dramatischen Sprache? Und inwieweit zeugt dies von der Identitätskrise des ausgehenden 20. Jahrhunderts?
Drei Zielsetzungen werden dabei verfolgt: Zum einen soll das zweideutige Verhältnis von Autor und Text (der ja das Objekt des Schreibenden ist, aber zum Subjekt der Sprache wird) geklärt werden. Die Referenz als auktoriale Intention verschiebt sich nämlich hier auf die Ebene der Interpretation, also die des Rezipienten. Zum anderen möchte ich die Zusammenhänge von Einar Schleefs und Elfriede Jelineks Theatertheorien rund um das Thema „Masse und Individuum“ aufarbeiten, und zwar unter der Folie der antiken Tragödie und des weiblichen Diskurses, die mit dem Berliner Regisseur und der Wiener Autorin ihren Platz im zeitgenössischen Drama zurückerobern. Schließlich geht es mir darum, die Neuartigkeit der Jelinekschen Theatertexte, ihre Einzigartigkeit auf der deutschsprachigen Bühne zu definieren: Handelt es sich um ein Theater der Gegenwart im Sinne Hans-Thies Lehmanns oder bereits um eine Zukunft des Dramas, wie es Jean-Pierre Sarrazac vorausgesagt hat?

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