Bastian Zwölfer: Die Komik bei Johann Nestroy und Elfriede Jelinek. Eine Studie über das Demütungspotenzial des Lachens

für den Nachwuchsworkshop 2022

Ausgehend von meiner Magisterarbeit, in der dieser Aspekt schon einmal behandelt worden ist, geht es in der Dissertation um die Komik bei Elfriede Jelinek und Johann Nestroy, wobei der Fokus hierbei auf dem Phänomen des Lachens liegt. Im Wesentlichen sollen hierfür zwei Theaterstücke Nestroys – Nagerl und Handschuh (1831) und Häuptling Abendwind (1862) – mit zwei Texten Jelineks – Präsident Abendwind (1987) und Am Königsweg (2017) – verglichen werden.
Zunächst wird ein Einblick in die Vielschichtigkeit des Lachens gegeben, wobei das Hauptaugenmerk auf dem Demütigungspotential des Lachens liegt. Sowohl Nestroy als auch Jelinek hatten ein sehr feinfühliges Gespür für die „Brutalität“, die sich hinter den harmlosen Lachern des Alltags versteckt, und diese „Grausamkeit“ wird auch in den Texten mal direkter, mal indirekter thematisiert.1 Darauf aufbauend passiert dann zweierlei: Einerseits wird das Lachen der literarischen Figuren analysiert, um so die Einstellung von Nestroy und Jelinek herauszuarbeiten. Dabei wird die Annahme vertreten, dass es sich bei diesen Autoren um zynische Beobachter ihrer Zeit handelt. Anschließend wird dann – andererseits – nach den Strategien gefragt, mit denen Nestroy und Jelinek versuchen, ihr Publikum zum Lachen zu bringen. Dabei wird vor allem auf die sprachlichen Mechanismen eingegangen (Wortspielereien etc.)
Für den Workshop würde ein Teilbereich der Dissertation herausgenommen werden, nämlich die Gegenüberstellung von Nestroys Häuptling und Elfriede Jelineks Präsident Abendwind. Durch den Vergleich dieser beiden Theatertexte kann (hoffentlich) exemplarisch gezeigt werden, inwieweit Jelinek – erstens – einer gewissen Tradition des bürgerlichen Lachtheaters folgt bzw. wo sie diese Tradition verlässt; es geht also darum, Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Autor*innen sowohl auf der inhaltlichen als auch der sprachlichen Ebene herauszuarbeiten, um die Parallelen darzustellen. Zweitens kann so untersucht werden, welche sprachlichen Mechanismen Nestroy und Jelinek verwenden, um beim Publikum ein Lachen zu erzeugen und inwiefern dieses Lachen (auch) einen „grausamen“ Kern beinhaltet.

1 „Na, das hat schon Nestroy gewusst, dass hinter dem Lachen die Brutalität und die Grausamkeit steckt.“ Janke, Pia: Hinter dem Lachen steckt die Brutalität und die Grausamkeit. Elfriede Jelinek im Gespräch mit Pia Janke. In: Pia Janke, Teresa Kovacs, Christian Schenkermayr (Hg.): Elfriede Jelineks „Burgtheater“ – Eine Herausforderung. Wien: Praesens Verlag 2018 (= DISKURSE.KONTEXTE.IMPULSE. Publikationen des Elfriede Jelinek Forschungszentrums 18), S. 19-25, S. 20.

PDF-Download des Beitrags

Informationen zu Bastian Zwölfer