Anna Brod: Täter – Opfer – Zuschauer. Konzepte von Zeugenschaft in Theaterstücken über den „NSU“

Dissertation

Abstract

Im Mittelpunkt der Dissertation stehen aktuelle Theaterstücke, die den „NSU“ („Nationalsozialistischer Untergrund“ = Selbstbezeichnung) sowie die Auswirkungen der ihm zugeschriebenen Taten und deren Aufarbeitung (gesellschaftlich, juristisch, medial) thematisieren. Zunächst sollen eine Gesamtaufnahme der Stücke gemacht und thematisch-formale Subtypen ausdifferenziert werden.
In einem Zugang, der literatur- und theaterwissenschaftliche Methoden verbindet, indem sowohl die Theatertexte als auch Inszenierungen sowie Selbstaussagen der AutorInnen (z.B. in Programmheften oder Interviews) Gegenstand der Analyse werden, soll das Material daraufhin untersucht werden, wie TheaterautorInnen damit umgehen, dass sowohl die Täterperspektive (aufgrund des Selbstmords bzw. des Schweigens der mutmaßlichen TäterInnen) als auch die Opferperspektive (weil den Opfern die Opferperspektive nicht zugestanden wurde, sondern sie als TäterInnen verdächtigt wurden) als Leerstelle zu begreifen sind. Hier wird die These verfolgt, dass die TheaterautorInnen dazu verschiedene Konzepte von Zeugenschaft wählen bzw. neu konstituieren. Das Herausarbeiten dieser verschiedenen Konzepte steht im Zentrum der Arbeit. Neben Opfern und Tätern soll der Fokus auch auf die ZuschauerInnen gerichtet werden (und zwar im doppelten Wortsinn, also als ZuschauerInnen der Taten des „NSU“ sowie als TheaterzuschauerInnen). Ausgehend von dieser Perspektive sollen zuletzt didaktische Potentiale der konkreten Stücke sowie der Konzepte von Zeugenschaft allgemein (v.a. für den Deutschunterricht) herausgearbeitet werden, die den Bereichen „Politische Bildung“ sowie „Entwicklung von Medienkompetenz“ zuzuordnen sind.

7.10.2015

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