Ingrid Hable: Intertextualität und intradiegetische Schriften in Thomas Bernhards „Der Untergeher“ (1983) und Elfriede Jelineks „Die Klavierspielerin“ (1983)

Diplomarbeit

Die Arbeit unternimmt eine vergleichende narratologische Analyse von Thomas Bernhards Der Untergeher und Elfriede Jelineks Die Klavierspielerin und gibt Aufschluss über die in diesen Werken transportierte Weltsicht. Insbesondere werden die Aussagen der Texte über die Möglichkeiten und Grenzen sprachlicher Kommunikation und des Wirklichkeitszuganges erschlossen sowie die aus den Texten ableitbaren Sinnkonzepte.
In einem ersten Schritt wird die Erzählstruktur beider Werke im Hinblick auf Erzählinstanzen, Figurengestaltung und die Konstruktion des Raum-Zeit-Gefüges dargelegt. Dabei zeigt sich, dass die erzählerische Vermittlung der Werke durch Indirektheit und Unzuverlässigkeit gekennzeichnet und ihre Erzählstruktur jeweils als Machtstruktur konstruiert ist.
Anschließend wird auf die in beiden Werken vorkommenden Texte im Text in ihrer Eigenschaft als selbstreflexive Elemente fokussiert. Das umfasst einerseits intertextuelle Bezüge, andererseits die von Figuren verfassten intradiegetischen Schriften. Obwohl der Einsatz solcher Texte im Text in den beiden Werken in sehr unterschiedlicher Weise erfolgt, lassen sich ähnliche Folgerungen in Bezug auf die Weltsicht der Werke ziehen: Sprache wird sowohl in ihrer Funktion als Kommunikationsmittel als auch als Instrument der Welterfassung problematisiert, dennoch erweist sich der zugleich schöpferische wie destruktive Akt des Schreibens als überlebensnotwendig. Einem aus der kulturellen Tradition abgeleiteten sinnstiftenden Kanon wird ebenso eine Absage erteilt wie Absolutheitsansprüchen jeglicher Art. Dagegen lassen sich Sinn und Weltbejahung im Überschreiten vorgegebener Normen und Konzepte und in der Akzeptanz des Scheiterns als Bedingung menschlicher Existenz auffinden.

14.10.2016

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