Kerstin Bertsch: „Flüchtlinge“ auf der Bühne. Elfriede Jelineks „Die Schutzbefohlenen“ in der Inszenierung von Nicolas Stemann und Michael Thalheimer

 

Masterarbeit

Die österreichische Schriftstellerin und Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek nahm 2012 die Proteste von Refugees und deren UnterstützerInnen vor und in der Votivkirche in Wien zum Anlass für ihren Theatertext Die Schutzbefohlenen. Diesen hat Jelinek mit Form und Motiven des antiken Dramas Die Schutzflehenden von Aischylos – das lässt bereits der Titel des Stücks erkennen – sowie mit existenzphilosophischen Motiven verschränkt. Nach den Ereignissen vor Lampedusa im Jahr 2013 und zahlreichen medialen Debatten zur Flüchtlingssituation in Europa, hat die Autorin ihre Textfläche mehrmals überarbeitet und erweitert. Im Stück verhandelt Jelinek Asylrechtsmissstände in Europa sowie die mediale Berichterstattung darüber.
Der Fokus der Arbeit liegt einerseits auf der Arbeitstechnik der Schriftstellerin für das Theater, ihrem politischen Schreiben und dem Verhältnis von Theater und Wirklichkeit in ihren Texten und andererseits auf den konkreten Verfahren und Mitteln der Umsetzung für das Medium Theater durch die Regisseure Nicolas Stemann (Uraufführung in Deutschland) und Michael Thalheimer (Heimholung nach Wien). Der Theaterregisseur und Jelinek-Kenner Nicolas Stemann und Michael Thalheimer, Regisseur mit Schwerpunkt auf antiken Dramen, brachten Die Schutzbefohlenen auf ganz unterschiedliche Weise auf die Bühne. Anhand der Schutzbefohlenen lässt sich eine Problematik, die in den Fachzeitschriften der letzten Jahre immer wieder aufgekommen ist, hingegen in einer theoretischen Aufarbeitung vergleichsweise wenig präsent war, diskutieren: Wer spricht? Welche SprecherInneninstanzen gibt es? Und wer (re-)präsentiert am Theater wann wen in welchem Kontext?

8.11.2016

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