Irene Husser: Kunst/Politik nach der Geschichte. Postmoderne Interventionen bei Elfriede Jelinek und Herta Müller (Arbeitstitel)

Dissertation

Abstract

Elfriede Jelinek und Herta Müller zählen zu den prominentesten Vertreterinnen einer politischen Gegenwartsliteratur, die das Verhältnis von Sprache und Macht, Subjekt und Geschichte ästhetisch verhandelt und sich zum aktuellen Tagesgeschehen positioniert. Oben auf der kunstpolitischen Agenda der beiden Autorinnen steht dabei die Frage nach der Möglichkeit der (literarischen) Intervention und Subversion des gesellschaftlichen Status quo. Dass diese Frage eine historische Signatur trägt und ein Symptom wirtschafts-/politischer und soziokultureller Transformationen in der Spätmoderne bezeichnet, die sich in Theorien und Kulturpraktiken der Postmoderne manifestieren und so auch die Entwicklungen des literarischen Feldes prägen, soll in dem Dissertationsprojekt auseinandergesetzt und anhand des Werkes der Autorinnen diskutiert werden.
Dabei soll zunächst erläutert werden, wie sich die Texte von Elfriede Jelinek und Herta Müller in der Thematisierung von Geschichte, Gewalt und Macht zu den zentralen kulturpolitischen und ideologischen Umwälzungen am Ende des 20. Jahrhunderts verhalten, die sich im Zeichen der Postmoderne vollziehen und ein posthistoristisches Ethos der Indifferenz hervorbringen. Ausgehend davon gilt es angesichts der mit der Ökonomisierung und Medialisierung kultureller Differenz verbundenen Reorganisation des literarischen Feldes (vgl. Tommek) darzulegen, wie in ausgewählten Theatertexten Jelineks (u.a. Wolken.Heim., Ulrike Maria Stuart, Das schweigende Mädchen, Die Schutzbefohlenen, Wut) und Müllers Romanen und Essays (u.a. Atemschaukel, Herztier, Der König verneigt sich und tötet) das Problem der strukturellen Unmöglichkeit bzw. Illegitimität einer politischen Gegenwartsliteratur (formal-)ästhetisch und poetologisch reflektiert wird. Das Ziel dieser Studie besteht also darin, das literarische Schaffen von Elfriede Jelinek und Herta Müller einer stringenten Historisierung zu unterziehen, in deren Zuge nicht nur die zentralen Aspekte und Produktionsbedingungen ihrer Texte freigelegt, sondern auch in der Auseinandersetzung mit den beiden Autorinnen eine methodologische Kritik des „Kulturalismus als Zeitgeist“ (Maderthaner/Musner) formuliert werden soll.

23.11.2016

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