Naemi Latzer: Polyphone Textflächen aus der theatralen Perspektive der Darstellerin

Künstlerische Bachelorarbeit

Die vorliegende Arbeit ist das künstlerische Begleitschreiben zum praktischen Teil der Bachelorprüfung einer Schauspielstudentin, die sich mit der Inszenierung des vierten Kapitels aus Elfriede Jelineks Winterreise: Ein Theaterstück auseinandersetzt. Dabei zeigt es die Schwierigkeiten und Herausforderungen, zugleich aber auch Möglichkeiten in der Arbeit mit polyphonen Textflächen.
Jelineks Theaterästhetik ist als Geschichte zunehmender Überschreitung der konventionellen Dramenkonstituenten zu beobachten und unterscheidet sich offensichtlich von klassischer Dramatik. Dies zeigt sich unter anderem daran, dass Jelineks jüngste Theatertexte hauptsächlich oder gänzlich aus Textflächen bestehen, welche von den als allgemein dramatische Struktur vorgesehenen Kriterien abweichen. Auf Rollenangaben und Bestimmungen von Ort, Zeit und Handlung wird verzichtet und die Sprache in den Mittelpunkt gestellt.
Während eine Schauspielerin oder ein Schauspieler im klassischen Drama die Verkörperung einer Person zur Aufgabe hat, will Jelinek keine psychologisch agierenden Darstellungen von Menschen, die eine Geschichte mit sich bringen, ein psychologisches Innenleben besitzen und im Zuge des Theaterstückes eine Entwicklung durchmachen, sondern Schauspielende als reine Projektionsflächen für die Sprache. Doch wie wird eine Schauspielerin oder ein Schauspieler zu einem von einer Handlung losgelösten Sprachkörper? Kann und wie kann man eine polyphone Textfläche spielen? Wie nähert man sich diesem Textgeflecht?

PDF-Download der Arbeit

20.10.2017