Tomoko Fukuma: Die österreichisch-jüdische Gegenwartsliteratur. Die aktuelle Lage der jüdischen Kultur in Wien

Forschungsprojekt
(Stipendium Grant-in-Aid for Scientific Research, April 2019 – März 2020)

Das vorliegende Forschungsprojekt, mit dem ich mich seit 2017 mit der Unterstützung von JSPS befasse, zielt darauf ab, die Entwicklung der österreichisch-jüdischen Kultur in Wien von den 1980er Jahren bis zur Gegenwart, insbesondere auf literarischem Feld, zu erfassen. Seit den 80er Jahren, wo Österreich anlässlich der Waldheim-Affäre endlich den Blick auf die eigene nationalsozialistische Vergangenheit als Mittäter des Verbrechens richtete, fingen die österreichischen AutorInnen jüdischer Herkunft an, die Kritik an Österreichs Verdrängung der NS-Zeit zu üben und zugleich die tiefe Reflexion auf die eigene Identität in den literarischen Werken darzustellen. Dazu zählen unter anderem AutorInnen wie Robert Schindel (1944-), Robert Menasse (1954-), Doron Rabinovici (1961-) und Elfriede Jelinek (1946-).
Das zentrale Thema und die Töne des Werkes dieser AutorInnen sind zwar ihrer Biographie und der Einstellung zum Judentum gemäß ganz vielfältig, aber ihren Texten liegt die gemeinsame Intention zugrunde, das stereotype oberflächliche Schema zwischen Täter und Opfer, KZ-Überlebenden und deren Kindergeneration sowie Juden und Nichtjuden einmal zu dekonstruieren und erneut den wahren Sachverhalt mittels innovativer literarischer Form zu präsentieren; es ist z.B. Robert Schindels Werken gelungen, durch die zahlreichen fiktiven aber schonungslosen Gespräche zwischen den Romanfiguren das fixierte Verhältnis zu verfremden. Bei Jelinek fällt die ganz komplizierte Intertextualität auf, durch die der Prätext in einen anderen Kontext transportiert und dessen verborgene Aspekte erschlossen werden.
Es ist geplant, bei meiner Forschung das Wesen, das im engen Zusammenhang mit der äußerlichen politischen sowie gesellschaftlichen Ereignissen stehen muss, durch die Textanalyse herauszufinden und die weitere Entfaltung ihrer Poetik zu verfolgen.
Außer den literarischen Werken will ich auch die Filme von Ruth Beckermann, das Theater Nestroyhof HAMAKOM am Nestroyplatz und die Aktivitäten der „Israelitischen Kultusgemeinde Wien“ als einen wichtigen Bestandteil der gegenwärtigen jüdischen Kulturszene behandeln. Ich plane, den Teil dieser Forschung als wissenschaftliche Abhandlungen in deutscher Sprache und das ganze als Buch in japanischer Sprache zu veröffentlichen.

Informationen zu Tomoko Fukuma