Bachelorarbeit
Abstract
Kann und konnte die Kunst, insbesondere die Literatur, Hitlers Wunsch nach einem Mnemozid am jüdischen Volk verhindern?
Elfriede Jelinek hat zum Einfluss von Literatur eine klare Meinung: Kunst könne nichts verändern. Diese Bachelorarbeit hat sich zum Ziel gesetzt, diese Aussage zu widerlegen. Die grundlegende Intention ist, die literaturinnewohnende Macht, Geschehnisse ins kulturelle Gedächtnis zu heben und damit dem Vergessen in der Gesellschaft entgegenzuwirken, an Elfriede Jelineks Theatertext Rechnitz (Der Würgeengel) zu verdeutlichen. Als Untersuchungsgegenstand dient der für das Dramenwerk so essentielle Aspekt des Verscharrens und damit einhergehend die Dimension der Landschaft.
Wie sich im Zuge eingehender Untersuchungen am Text herausgestellt hat, schuf Elfriede Jelinek einerseits durch die spezielle Konzeption der Landschaft über die Wortkulisse und andererseits durch die sich aus der Dimension der Landschaft eröffnenden Perspektiven – die Landschaft als kontaminierte Landschaft, die Landschaft bzw. der Ort Rechnitz als Palimpsest sowie die damnatio memoriae als Form des verordneten Vergessens – eine lebendige Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus. Dabei verdeutlichte sie insbesondere das Aktivwerden und Beteiligen Österreichs am Genozid und wies Österreich als Täternation aus, wodurch sie die Vergangenheit nicht nur präsent, sondern weiterhin relevant gehalten hat.
Elfriede Jelinek konnte selbstverständlich den Genozid nicht verhindern, aber mit Rechnitz (Der Würgeengel) gelang ihr ein wertvoller Beitrag für Österreichs Erinnerungskultur, der ein fürchterliches Verbrechen an Jüdinnen und Juden ins Bewusstsein der Gesellschaft hebt und dabei bewirkt, dass das Schicksal des jüdischen Volkes während des Zweiten Weltkrieges nicht in Vergessenheit gerät. Demzufolge hat die Literatur und damit auch die Kunst die Macht, etwas zu verändern.
27.10.2021
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