Universitäre Abschlussarbeit
Der einzige zu Lebzeiten von Ingeborg Bachmann veröffentlichte Roman Malina ist ein äuβerst kompliziertes Werk. Der Roman gilt als Einführung zu Bachmanns „Todesarten“-Projekt, das zum Werk ihres Lebens werden sollte. Wegen des plötzlichen Todes der Autorin wurde es jedoch nicht realisiert. Um die Komplexität des Werkes völlig zu verstehen, muss man den allgemeinen Charakter Bachmanns Literatur andeuten, was im ersten Kapitel der vorliegenden Arbeit der Fall ist. Die vorliegende Arbeit untersucht, wie das literarische Werk in einen Film verwandelt wurde. Sie bietet eine Auseinandersetzung mit dem Roman bei der Drehbuchautorin Elfriede Jelinek und bei dem Regisseur Werner Schroeter. Die Arbeit versucht ein „Zwischenfeld“ zwischen den drei Autoren – Bachmann, Jelinek und Schroeter – zu finden. Jede der drei Personen ist auf eigene Weise kontrovers, jede mag mit seinen Werken überraschen und gegen die Konventionen zu verstossen. In den folgenden Abschnitten wird beleuchtet, inwieweit diese Arbeitstechniken sich decken und inwieweit sie sich gegeneinander abgrenzen. Das zweite Kapitel bietet eingehende Interpretation des Romans in Bezug auf die Ganzheit des literarischen Schaffens von Ingeborg Bachmann. Im Roman Malina findet man eigentlich alle Motive, die Bachmann je aufgenommen hatte. Malina kann quasi als ein Kompendium ihrer schriftstellerischen Arbeit gelten. Man bezeichnet das Werk auch als Montage-Roman. Deshalb ist es so wichtig, den Roman nicht getrennt von anderen Werken von Bachmann zu betrachten. Mit dieser Intertextualität in Malina musste sich die Drehbuchautorin Elfriede Jelinek auseinandersetzen. Und wahrscheinlich hätte sie sich für das Schreiben des Drehbuchs nicht entschieden, wenn sie sich schon vorher mit den Werken von Bachmann so intensiv nicht beschäftigt hätte. Weiterhin liegt die Problematik Bachmanns Werken den Themen von der Literatur Jelineks sehr nahe. Vor allem verbindet beide Autorinnen die Neigung zur Feminismusmanifestation. Im dritten Kapitel der vorliegenden Arbeit wird das Wesen des Drehbuchs von Jelinek näher beleuchtet. Das Werk von Jelinek wird dem Roman von Bachmann gegenübergestellt, indem Parallelelen und Unterschiede zwischen beiden Texten vorgelegt werden. Derselben Analyse wird der fertige Produkt der Zusammenarbeit von Jelinek und Schroeter – und zwar der Film – unterworfen. Der letzte Abschnitt der Arbeit geht sowohl auf den Roman, als auch auf das Drehbuch zurück. Im vierten Kapitel findet man die Antwort auf die Frage: Was eigentlich geschah, als der Regisseur Werner Schroeter das Drehbuch von Jelinek in die Hand nahm? Wie ging er mit dem Drehbuch um? Die vorliegende Arbeit versucht zu erforschen, warum Werner Schroeter gerade das Werk von Bachmann für die Verfilmung ausgewählt hat. Warum hat er Jelinek um die Zusammenarbeit gebeten? Warum hat sie an dem Projekt teilgenommen? Inwieweit sind die Beiden dem Roman treu geblieben und inwieweit hat man mit eigener Konzeption des Autors zu tun? War das Projekt ein Erfolg oder ein Flop? Wie wurde der Film in den wissenschaftlichen Kreisen rezipiert? Diese Fragen wurden zum Objekt der Recherche und die vorliegende Arbeit versucht, möglichst klare Antworten auf diese Fragen zu finden.