Stefanie Kaplan: „Machen Sie was Sie wollen“. Wolken.Heim als Rohstoff

(Schlusswort des Vortrags)

Am Beispiel Wolken.Heim. konnte gezeigt werden, dass das Potential von Jelineks Texten gerade im Verzicht auf die dramatische Form liegt. Die Herausforderung, die die Vielstimmigkeit und Mehrdeutigkeit des Rohstoffs Wolken.Heim. darstellen, richtet sich gleichermaßen an die „ÜbersetzerInnen“, die den Rohstoff auf die Bühne oder in andere Medien transformieren, wie auch an die Rezipienten dieser „Übersetzungen“. Das kreative Potential von Wolken.Heim. ist an den vielfältigen Herangehensweisen abzulesen. Während Jossi Wieler zu Jelineks Text eine Geschichte mit Figuren assoziierte, was der Text ja gerade verweigert, stellte Brenner ihre performative Inszenierung in einen konkreten politischen Kontext und betont damit die Aktualität von Jelineks Text. Peer Raben legte den Schwerpunkt auf das Untoten-Motiv in Wolken.Heim. und betonte die Bedrohlichkeit der Rede des „Wir“ durch die Präsentation als Alltagsrede. Die Tatsache, dass Burkhard Stangl drei verschiedene Fassungen seiner Kompositionen zu Wolken.Heim. verfasste, ist ebenso Ausdruck der vielfältigen Interpretationsmöglichkeiten, die der Text bietet. Schließlich beweist auch Jelineks wiederholter Rückgriff auf diesen Rohstoff, dass das Potential von Wolken.Heim sich nicht in der Verwendung des Textes am Theater erschöpft, sondern sich ebenso für die Übersetzung in andere Medien eignet.

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