Diplomarbeit
Elfriede Jelinek, die seit dem Skandal um ihr Theaterstück Burgtheater (1985) von Teilen der Öffentlichkeit als „Nestbeschmutzerin“ diffamiert wird, setzt sich auch in ihren digitalisierten Essays kritisch mit Personen des öffentlichen Diskurses auseinander. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit 25 dieser Essays, welche auch auf der Elfriede Jelinek Homepage veröffentlicht wurden, und untersucht speziell die Konstruktion der drei meistbehandelten Personen, nämlich Jörg Haider, Karl-Heinz Grasser und Maria Fekter. In ihren Essays konstruiert die Autorin „Sprach-Figuren“, die auf verschiedene Personen des öffentlichen Diskurses verweisen. Drei Verfahren werden dabei intensiv bedient: 1) sprachliche Verfahren, 2) intertextuelle Verweise und 3) Verweise zum Katholizismus. Einerseits werden die bearbeiteten Personen durch Jelineks Figurenkonstruktion kritisch beleuchtet und verschiedene Handlungen, Aussagen und Charakteristika treten an die Oberfläche der Diskussion. Andererseits ist auch eine Solidarisierung mit bestimmten Personen des öffentlichen Diskurses in den Essays spürbar. Der abstrakte Œuvre-Autor, welcher in den Texten meist aus der „Ich-Position“ spricht, reflektiert auch die Position der bearbeiteten Personen im medialen Diskurs. In den Texten wird eine kritische Position gegenüber den Medien eingenommen, da sie durch ihre suggerierte Authentizität die Grenzen zwischen Sein und Schein verschwimmen lassen. Dieser mediale Machtdiskurs gemeinsam mit der Frage „Wer spricht?“ sowie die Positionierung zwischen Kritik und Stimmgebung bilden den Kern dieser Diplomarbeit.