Roberto Nicoli: Stilentwicklung und Übersetzungsfragen im Theater Elfriede Jelineks

Dissertation

Abstract

In Jelineks Werken nimmt die Sprache eine zentrale Stellung ein. Ihre Schreibweise ist authentisch, instinktiv und magmatisch, ihre Gestaltungsfähigkeit einzigartig. Dadurch entstehen besonders schöpferische und mitreißende Texte, die aber manchmal Schwierigkeiten für die Leser bereiten. Die außerordentliche Rolle, die die Sprache in ihrer literarischen Produktion spielt, wurde auch in der Begründung der Nobel-Preis-Verleihung unterstrichen. Einerseits stellt der Sprachfluss eines der Hauptmerkmale dar, die Jelinek zu einer Spitzenautorin im deutschsprachigen Raum gemacht haben, andererseits erweist er sich als ein Hindernis für die Übertragung in andere Sprachen. Ihr experimenteller Stil ist oft schwierig zu übersetzen: Das ist einer der Gründe, warum die Autorin z. B. in Italien keinen großen Erfolg genossen hat.
Dies gilt insbesondere für das Theater Elfriede Jelineks. Die Schriftstellerin plädiert nämlich für ein „Sprachtheater“, ein „Texttheater“, bei dem eine Viehzahl von Stimmen aus der Sprache selbst entstehen und interagieren. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, die Evolution des Stils in ihren Dramen zu beschreiben und einige Aspekte deren Übersetzung hervorzuheben. Zu diesem Zweck werden beispielhafte Werke in Betracht gezogen, die in verschiedenen Perioden veröffentlicht wurden. In Bezug auf die Theaterstücke werden zunächst die wesentlichen stilistischen Merkmale untersucht: Nach der makrostilistischen Textanalyse (mündliche und schriftliche Kommunikation, Graphostilistik, Stilprinzipien, Stilfärbung, Gattungsstil, Authentizitätsgrad usw.) werden die wichtigsten mikrostilistischen Eigenschaften (Satzlänge, Perioden, Wortstellung, Satzarten, Wortschatz, Wiederholungen, Fremdwörter usw.) berücksichtigt. Ein besonderer Augenmerk wird zudem auf die Benutzung von rhetorischen Figuren gelegt.
Darüber hinaus werden einige Aspekte der Übersetzung analysiert. Nach einigen allgemeinen Überlegungen zu den Begriffen Übersetzbarkeit und Unübersetzbarkeit konzentriert man sich auf die Spezifität der Übersetzung von Theatertexten. Indem man bewusst ist, dass sich die kulturelle Rekontextualisierung fast immer als kompliziert erweist, versucht man, einige problematische Stellen zu identifizieren, die in Jelineks Texten Schwierigkeiten für den Übersetzungsprozess verursachen. Dabei wird auf bestehende italienische Übersetzungen der ausgewählten Werke verwiesen. Zu guter Letzt werden auch einige Merkmale und Problematiken der Inszenierung der Jelinekschen Theaterstücke beschrieben.

21.3.2014

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