Asako Fukuoka: Die Körperlichkeit der Sprache in den frühen Werken Elfriede Jelineks

Dissertation

Abstract

Körper und Körperlichkeit gehören zu den wichtigsten Themen bei Jelinek und wurden bereits von verschiedenen Blickpunkten aus untersucht. Dabei zeigt sich bei vielen Arbeiten die Tendenz, unter Körper vor allem den menschlichen Körper zu verstehen, Erörterungsobjekt sind Körperbilder der Figuren. Im Gegensatz dazu betrachte ich in meiner Arbeit den Körper auch als die bildnerische Ebene der Sprache, indem ich mich einerseits auf die japanische Autorin Yoko Tawada, die in Form, Klang und Struktur der Zeichen „Körper“ erkennt, und andererseits auf die neuere Schriftforschungen berufe. Tawada geht von dem japanischen Begriff „文体“ aus, der, als ein Wort genommen, „Stil“ bedeutet, jedoch aus zwei, ursprünglich verschiedenen Zeichen besteht: Getrennt betrachtet, bedeutet „文“ „Satz“ oder „Geschichte“ und „体“ bedeutet „Körper“, wodurch ein Satz resp. Sprache als dynamische Gestalt vorstellt wird. Somit erkennt Tawada in der Sprache einen Körper, der sich nicht mehr auf die Funktion eines „Behälters“ von Bedeutung beschränkt und sich so vom Schreibenden selbständig macht. Dabei vergleicht sie Sprache mit einer Katze. Eine ähnliche Betrachtung findet sich auch bei Jelinek. In ihrer Nobelpreisrede stellt sie Sprache als einen Hund vor, der sich als ein Körper selbständig bewegt, bisweilen sogar seinen Besitzer beißen will.
Das Typische bei Jelinek findet sich, wie man das besonders in ihrer frühen Phase deutlich erkennen kann, somit nicht nur in ihrem politischen Standpunkt, sondern vor allem auch in  sprachlichen Strategien wie Wortspiel, verschiedenen Zitatverfahren und Kleinschreibung.  Meine Arbeit erläutert anhand von Jelineks frühen Werken, wie die Körperbilder der Figuren dargestellt sind, welche Rolle der „Körper der Sprache“ einnimmt und wie diese beiden Körper miteinander zusammenhängen. Jelinek selbst nennt als Charakteristik ihrer frühen Phase den Aspekt der Bewusstmachung. In diesem Sinne zeige ich in meiner Arbeit auf, wie die sprachlichen Strategien im Lesen innehalten lassen und Lesegewohnheiten brechen, während sie gleichzeitig am Sinn rütteln.

23.6.2014

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