Teilaspekt der Dissertation
(für den Nachwuchsworkshop 2014)
Theaterstücke, Rundfunk- und Filmproduktionen – verbunden sind sie über das einzigartige Merkmal Jelinekscher Sprach-Gewalt, mehr schon Gesprochenes als die Sprache selbst. Die Gewalt über die Sprache, die Sprache der Gewalt. Das Spannungsfeld zwischen Schriftlichkeit und Mündlichkeit, zwischen Hören und Sehen, das Wechselspiel zwischen Sag- und Hörbarem sind dabei ebenso künstlerisches wie spielerisches Programm und bilden einen eigenen medienästhetischen Diskurs heraus, wie sie drohen, sich im Unspezifischen aufzulösen.
Ich möchte in meinem Beitrag die intermedialen Strategien und Ästhetiken verschiedener Produktionen wie etwa die Reflexion des Mediums der Sprache vom Roman oder Theater aus untersuchen. Diese vermögen Aufschluss über ihre Wirkungsweise und Funktion zu geben, da »fruchtbare Medienreflexion häufig von anderen Medien aus erfolgen« (Meyer 2013: 243f.). Dabei möchte ich mich speziell auf zwei intermediale Strategien fokussieren: Einerseits selbstreflexive – das eigene Medium und dessen Bedingungen reflektierende – Strategien, andererseits Strategien die von einem Medium aus die Differenz und den Abstand der eigenen Medialität und Materialität zu anderen Medien vermessen. Beide Strategien lassen sich in Jelineks Werk ausmachen: Erstere schaffen eine Distanz zu und erzeugen eine Transformation der Form, in der sie stattfinden und letztere tauchen
durch die In-Differenznahme tiefer in die eigenen oder eben fremden strukturellen Eigenschaften ab, machen mediale Effekte hierüber mitunter synästhetisch erfahrbar.
Diese intermedialen Produktionen fordern vom Zuhörer[/-schauer] alternative Arten der Rezeption. Sie halten auf Distanz, machen auf die eigene Rezeptionsweise aufmerksam und Hör- bzw. Sehgewohnheiten wie etwa des Kinos wahrnehmbar. Das Spiel selbst bleibt über die Betonung der Differenz medialer Spielformen als Spiel immerzu offensichtlich, präsent und jedwede Illusion permanent (zer)störend.
Vor diesem Hintergrund untersucht das Projekt die intermedialen Zusammenhänge zwischen verschiedenen Spielformen und –anweisungen, wobei hier insbesondere die Sprache, ihr Materialcharakter, ihre Formverweise und spezifischen Implikationen im Mittelpunkt stehen sollen.
23.6.2014
Informationen zu Bettina Wodianka