Forschungsprojekt
(für den Nachwuchsworkshop 2014)
Die Arbeit widmet sich Elfriede Jelineks Auseinandersetzung mit dem Medium Film. Ausgehen möchte ich dabei von den im Allgemeinen als Essays bezeichneten Beiträgen, die sie auf ihrer Homepage hauptsächlich unter dem Titel „Zum Kino“ versammelt hat. Geleitet wird die Analyse durch die Fragen, inwiefern die Autorin in ihrer Herangehensweise (film)theoretischen Positionen verarbeitet und sie diese im Kontext ihres Werkes gesehen, inhaltlich und sprachlich umsetzt.
Meine These lautet, dass Elfriede Jelinek mithilfe unterschiedlicher Ausgangspunkte, wie einzelnen Schauspielern, Regisseuren oder Filmen eine Idee von Film entwirft, die sie vordergründig durch wie zufällig eingestreute, wertende Kommentare sukzessive aufbaut. Die Sicht auf das Medium wird dabei durch die Subjektposition, aus der die Texte geschrieben sind und die Thematisierung des Akt des Sehens, doppelt gebrochen. Das Sehen bzw. das Auge, das, im kartesianischen Sinn verstanden, das Organ der Erkenntnis den Zuschauer bzw. den Leser eigentlich ermächtigt, entblößt gleichzeitig seine eigentliche Abhängig- und Machtlosigkeit, die Jelinek durch den Einzug dieser zusätzlichen Ebene noch verstärkt. „Die Leinwand ist der Ort wo etwas erscheint und spurlos wieder verschwindet“ schreibt die Autorin in ihrem Text „Zu „Carnival of souls““. Der Blick erschafft und straft zugleich „wie das bekannte strahlende Auge Gottes“ (ebda.) und verweist so immer auf etwas Abwesendes. In Jelineks Text sammelt sich der Blick der Zuseherin auf die Leinwand auf das angesehene Objekt, das wiederum sie ansieht und ebenfalls der Blick des Lesers, den die Autorin als „ich“ und „wir“ persönlich miteinbezieht. In Jelineks Formulierungen finden sich dabei sowohl Bezüge zu Jacques Lacan und seinem Einfluss auf die psychoanalytische Filmtheorie, wie Jean-Louis Baudrys Apparatus-Theorie und Laura Mulveys Artikel „Visuelle Lust und narratives Kino“, als auch in Anknüpfung daran zu Michel Foucaults Theorie des Panopticons und dem Blick des Anderen. Ziel ist es, diese theoretischen Einflüsse, soweit sie vorhanden sind, sichtbar zu machen und in Abgrenzung dazu Jelineks Umsetzung zu interpretieren.
23.6.2014
Informationen zu Susanne Teutsch