Anne Schülke: Brocken und Schnipsel. Elfriede Jelineks Essay „Die endlose Unschuldigkeit“ (1970)

Jelinek realisiert und relativiert den essayistischen Erkenntnismodus des Experimentierens gleichermaßen. Sie montiert Auszüge aus verschiedenen Referenztexten, aber sie nutzt die Cut-up-Technik nicht, um eine verborgene Ordnung sichtbar zu machen oder innerhalb einer Rahmung verschiedene Stimmen und Textteile zu hierarchisieren. Der Essay führt vor, dass sowohl massenmediale als auch theoretische Schreibweisen die Tendenz zur mythischen Erstarrung haben. Sowohl in der Alltagssprache als auch in kritischen oder theoretischen Schreibweisen sammeln und vermehren sich vorbewusste Vorstellungen und Begehren. Jelinek verwendet die ästhetischen Strategien des Bruchs und der Unterbrechung, um verbindliche Wahrnehmungsmuster zu irritieren und die Leserin zu aktivieren.
Der Text ist außerdem im Frühjahr 2015 in der dem Essay gewidmeten 32. Ausgabe der polnischen Zeitschrift Studia Germanica Gedanensia erschienen.

11.2.2015

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