Dissertation
Abstract
Anliegen dieses Dissertationsprojekts ist es, eine paradoxe Haltung gegenüber der Sprache zu analysieren. Ein strategischer Missbrauch der Metapher wird bei vier Schriftstellerinnen problematisiert. Metaphern nehmen traditionellerweise eine Stellung im philosophischen Diskurs ein: als Materialität unterdrückt und aufgehoben im Geist, als das lebende ursprüngliche Substrat einer toten konzeptuellen Sprache. In diesem Sinne sind Metaphern das Uneigentliche oder das Andere, die von Philosophen ausgesperrt und idealisiert wurden. Trügerisch, vage, oberflächlich, verführerisch, bilden sie den femininen Aspekt der Sprache, die das Gegenstück zum autoritären, vernünftigen, institutionellen, männlichen Aspekt der Sprache darstellen. Zu diesen zwei dialektischen Polen der Sprache gehört Eros mit seinen besonderen Machtverhältnissen. Dieser Dualismus wird reflektiert, verändert und gestört im Dilemma der schreibenden Frau, die nicht ganz mit dem einen oder dem anderen Pol der Sprache identifiziert werden will, weder als williges Opfer des sogenannten Phallo(go)zentrismus, noch als scheiternde „phallische Anmaßung“.
Es ist allgemein bekannt, dass dieses Dilemma, ja sogar eine Aporie, im „femininen Ich“ des Romans Malina von Ingeborg Bachmann verkörpert wird. Bachmanns außergewöhnliche Beziehung zur bildhaften Sprache wird untersucht, um die folgende Analyse zu grundieren. Von Jelineks Metaphernwucherung, über Plaths Metaphernverzerrung, bis zu Duras Metaphernausrottung wird eine ambivalente Schriftstellerinnenpose vorgestellt. Ihr Schreiben korreliert zwischen einer künstlichen, exzessiven und affektierten Prosa und einem skeptischen Ethos, der „den schönen Schein“ verweigert.
Durch die Untersuchung des diese Schriftstellerinnen verbindenden Metaphern-Komplexes wird eine Art des „schlechten Schreibens“ interpretiert und als Sprachkritik behandelt. Ein „uneigentliches“ Engagement für die Sprache und den Umgang mit ihr wird „feminin“ genannt werden, obwohl diese Sprachhaltung nicht unbedingt nur von Frauen an den Tag gelegt wird. Solche Ironisierungen der Metapher und zu hinterfragende Begriffe wie „écriture féminine“ oder „Frauenliteratur“ werden mit einer modernen Sprachmystik am Beispiel der Sprachtheorien von Karl Kraus, Ludwig Wittgenstein und Walter Benjamin verbunden.
9.4.2015
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