Elisabeth Günther: Konfigurationen des Unheimlichen in Elfriede Jelineks Theatertexten

Teilaspekt der Disseration
(für den Nachwuchsworkshop 2016)

In meinem Beitrag für die Tagung „Elfriede Jelinek und die europäischen Literaturen“ sollen einige Thesen meiner Dissertation Konfigurationen des Unheimlichen in Elfriede Jelineks Theatertexten in Bezug auf die Theatertexte Bambiland und Babel diskutiert werden. Leitende Fragestellung wird sein, wie Jelinek die Funktionsweisen und Mechanismen von Medien im Unheimlichen verortet, indem ihre Texte facettenreich den Entzug der Präsenz in der medialen Darstellung inszenieren. In der exzessiven Betonung von Medialität wird das dargestellte Ereignis mehr und mehr zu einem gespenstischen Akt. In Bambiland kann dies insbesondere an der teichoskopischen Form der Botenrede untersucht werden. Es wird danach gefragt, wie die spezifische Prägung der Mauerschau im Text das Ereignis, von dem vorgeblich berichtet wird, als Leerstelle markiert und gleichzeitig das Medium des Berichtens, die Botenstimme, ins Zentrum des Interesses rückt. Als These gilt hier, dass sowohl das Ereignis als auch das (berichtende) Medium phantasmatische Züge aufweisen, sich als Anwesende erst in ihrer Abwesenheit beweisen und so im Kontext medialer Darstellung in eine unheimliche Dynamik treten.
Bei der Untersuchung von Babel soll der dritte Monolog, Peter sagt, herangezogen werden. Der Fokus im Horizont des Unheimlichen liegt dabei auf dem kybernetischen Verhältnis zwischen Mediennutzer und Medium, welches der Text inszeniert und damit die Bedingungen der Entstehung von (medialer) Realität in der wechselseitigen unbewusst bzw. automatisiert ablaufenden Beeinflussung von Mensch und Maschine verortet. Als Folge dieses kybernetischen Verhältnisses inszeniert Peter sagt die medialen Bilder als eigentliche Akteure und stellt diesen den Menschen als zunehmend passiv gegenüber. So scheint das Leben der Bilder im Text die Mortifikation der Abgebildeten mit sich zu bringen.

28.9.2015

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