Teilaspekt des Forschungsprojekts
(für den Nachwuchsworkshop 2016)
In Elfriede Jelineks Die Klavierspielerin und Anthony Burgess’ A Clockwork Orange verbindet sich in der Kombination von Musik und Gewalt die Kritik gesellschaftlicher Machtstrukturen mit performativer Körperlichkeit. Gesellschaftliche Machtstrukturen werden sicht- und gestaltbar, gleichzeitig wird die symbolische Bedeutung und Funktion der Sprache in Frage gestellt und herausgefordert.
Im Zentrum der Verbindung von Musik und Gewalt steht in der Klavierspielerin der Körper der Musikerin. In einer Interaktion von Spiel, (Gender-)Performanz und sprachlicher Performativität wird der Körper mit Gewalt in den Musikdiskurs eingeschrieben (Schirrmacher, i.E.). Zentrale Motive, wie die Mechanisierung und Immobilisierung des Körpers, Disziplinierung, Voyeurismus, Objektivierung des Subjekts, finden sich in anderer Kombination in A Clockwork Orange wieder. So ist das Mechanik-Motiv in A Clockwork Orange zentral, aber auch in der Klavierspielerin zu finden. Der Zwang zum Sehen findet sich in Alex Konditionierungsprozess aber auch in völlig anderer Weise in Erikas Voyeurismus. Die Bedeutung von Genderrollen und Herrschaftsstrukturen in der Klavierspielerin ermöglicht es, nicht nur diese Themen in A Clockwork Orange hervorzuheben (deRiosa), sondern sie in einen Zusammenhang mit dem Musikdiskurs des Romans bringen, der bislang lediglich auf sein gesellschaftskritisches Potential befragt worden ist und meist nur in Hinblick auf Kubricks Verfilmung (s.u.a. Höyng).
Eine gemeinsame Analyse dieser Texte in einem europäischen Kontext, jenseits etablierter literaturhistorischer Entwicklungslinien kann nicht nur im Rahmen des Postdok-Projektes die Bedeutung des Nexus Musik/Gewalt hervorheben, sondern kann gerade aufgrund der unterschiedlichen Gestaltung und Gewichtung ähnlicher Motive neue Erkenntnisse für beide Texte und Autorschaften bieten.
8.10.2015
Informationen zu Beate Schirrmacher