Obwohl Wolfgang Bauer als einer der produktivsten und populärsten Dramatiker der 1960er und 70er Jahre gilt, findet sein Gesamtwerk im öffentlichen und akademischen Diskurs nur noch am Rande Beachtung. Dabei handelt es sich bei Bauer um einen Autor, der sich einer eindeutigen literaturwissenschaftlichen Kategorisierung konsequent zu widersetzen scheint und somit ein schier unerschöpfliches Repertoire für die Forschung bereithält. Elfriede Jelinek wagt dieses Unterfangen in ihrem 2005 in den manuskripten publizierten Aufsatz Ausgeronnen und hat damit einen der ergiebigsten Texte zu Bauers Schaffen verfasst. Jelinek analysiert darin nicht nur Bauers dramatisches Werk an sich, sondern auch die Figuren und deren Sprache, die oftmals fälschlicherweise als Abbildung der Wirklichkeit verstanden wurde.
Der vorliegende Aufsatz soll nicht nur dazu beitragen, Jelineks Text aktiv in die Bauer-Forschung einzubeziehen. Es sollen auch anhand ausgewählter Textpassagen Gemeinsamkeiten der beiden großen österreichischen Autoren aufgezeigt und beleuchtet werden. Neben dem zentralen Text Ausgeronnen wurden unter anderem Bauers Change und Magic Afternoon sowie Jelineks Burgtheater und Was geschah, nachdem Nora ihren Mann verlassen hatte oder Stützen der Gesellschaften als Grundlage für die Analyse gewählt.
12.10.2015