Forschungsprojekt
(für den Nachwuchsworkshop 2018)
Im Werk Elfriede Jelineks nehmen Oppositionen eine zentrale Rolle ein. Die Grenzen zwischen gegenübergestellten Gruppen oder einzelnen Figuren verlaufen dabei nicht immer entlang der bekannten gesellschaftlichen Verwerfungen und können auch innerhalb einzelner Figuren entdeckt werden. Eine solche Grenzziehung kann allerdings nicht ohne Konsequenzen für die Konstruktion des Fremden, die Bestimmung des Selbst oder auch für die Sichtbarkeit des Anderen bleiben. Der Fremdheit Einzelner oder ganzer Gruppen steht dabei im Werk Jelineks die Solidarität innerhalb von Tätergruppen gegenüber.
Für die Kategorie des Geschlechts, welche im Werk der Autorin eine überaus wichtige Stellung einnimmt, kann eine hohe Relevanz für die Konstituierung des Fremden sowie für Entfremdungs- und Abgrenzungsprozesse angenommen werden. Die kulturelle und gesellschaftliche Diskriminierung der Frau, die im gesamten Werk Jelineks den Hintergrund bildet1), gipfelt in einer Situation, in der weibliche Figuren ausgegrenzt werden, ihrer Sprache beraubt um eine Daseinsberechtigung ringen und sich selbst fremd sind.2) Die Konstruktion des Fremdseins und der Exklusion wird dabei von Beschreibungen des Sehens und des Gesehenwerdens getragen, welche nicht nur die Position weiblicher Figuren innerhalb eines Figurengeflechts oder eines Raumes veranschaulichen, sondern auch die Zuschreibung der Subjekt- und Objekthaftigkeit realisieren. Eine Auseinandersetzung mit dieser Technik soll ihre zentrale Bedeutung für die Etablierung des Fremden im Werk Jelineks offenlegen und der Frage nachgehen, wie das Verhältnis zwischen Alienisierung und Alterierung in Abhängigkeit dieser Blickrichtungen bewertet werden kann.
Die Untersuchung soll an den Romanen Die Klavierspielerin, Lust und dem Theatertext Über Tiere durchgeführt werden.
Fußnoten
1) Vgl. Gürtler, Christa; Mertens, Moira: Frauenbilder. In: Janke, Pia (Hrsg.): Jelinek
Handbuch. J. B. Metzler, Stuttgart, 2013. S. 273.
2) Vgl. Jezierska, Agnieszka: Nichts ist möglich zwischen den Geschlechtern. Textuelle und gesellschaftliche Grenzen in Jelineks Über Tiere. In: Janke, Pia (Hrsg.): „Die Frau hat
keinen Ort“ Elfriede Jelineks feministische Bezüge. Praesens, Wien, 2012.
3.7.2018
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