Bachelorarbeit
Elfriede Jelinek kreiert mit ihrem eigens erdachten Genre1 der Prinzessinnendramen eine Verzerrung von dem, was viele sich seit ihrer Kindheit unter Prinzessinnen vorstellen, geprägt durch Märchen oder reale Frauen mit diesem Titel, und stellt allbekannte Figuren in ein neues, politisch geladenes Licht. Diese Arbeit befasst sich mit der Analyse zweier dieser Dramen, Der Tod und das Mädchen I, Schneewittchen und II, Dornröschen, welche eine besonders starke Bindung an jene Märchenfiguren aufweisen, durch welche sie inspiriert wurden. Konkret befasst sich die Analyse mit der Fragestellung, welche Rolle patriarchale Strukturen, Frauenbilder und Gewalt in Elfriede Jelinek’s Prinzessinnendramen spielen, und mit welchen sprachlichen Mitteln diese dargestellt werden. In mehreren aufeinander bezogenen Abschnitten wird auf Motive wie Tod, Wettkampf, Prinzsein und Gottsein, weibliche Ohnmacht und Passivität und die Rollen die Schönheit und Kleidung in Jelineks Prinzessinnendramen einnehmen, in Bezug auf patriarchale Strukturen und Frauenbilder eingegangen. Ein besonderer Fokus wird hierbei auch auf die Figur der Stiefmutter gelegt, wie sie bei Schneewittchen eine große Rolle einnimmt und welchen Einfluss Jelineks Biografie auf die dargestellten Mutter-Tocher Konstruktionen hat. Im Anschluss wird betrachtet, welche Arten von Gewalt in Der Tod und das Mädchen I+II dargestellt werden. Um aufzuzeigen, wie diese Darstellung erfolgt, wird mit Motiven wie Krieg, sexueller Gewalt und Gewalt an Frauen durch Frauen in Verbindung mit einem Naturmotiv gearbeitet.
_
1 vgl. Koberg, Roland: Meine Figuren sprechen wie die Blinden von der Farbe. In: DT Magazin 6 (2002), 4.
25.11.2020