Manuel Mairhofer: Jelineksche´ Verwandtschaften

für den Nachwuchsworkshop 2022

Jelineks Texte, bedienen sich der Mehrstimmigkeit, entwickeln ihre volle Performancetragweite in diesem Vielklang und sind dennoch im Abseits, im Stillen, im leisen Lesen von ganz anderer Lautstärke, von ganz anderem Klang.
Gibt es dieses eine Narrativ, welches uns in Jelineks Werken begegnet oder ist es vielmehr so, dass sich durch diese Mehrstimmigkeit erst die Möglichkeiten erahnen lassen, mit denen die RezipientInnen sich durch ihre Werke bewegen? Diese Bewegung reizt mich, diese Amplituden bis hin zur extremen Stille wodurch Jelinek dem Schauspiel vielleicht jene Wahrhaftigkeit zurückgibt, die es durch den Einfluss der neuen Medien verloren hat. Betrachten wir die Arbeit Elfriede Jelineks als Performancekonzept. Überall durchführbar, egal wie viele, aber viele. SpielerInnen, MusikerInnen, WissenschaftlerInnen.
Ausflüge in die Werke von Paul McCarthy, Roland Barthes und natürlich in die Werke von Elfriede Jelinek selbst. Gleichzeitig erhoffe ich mir durch den Austausch mit der MUK einen musikalischen Einfluss in Form von MusikerInnen für dieses Projekt. Als eine Art Schmuggeln von „Jelinek-Gut“ der ProtagonistInnen sollen in kurzen Sequenzen, diese geschmuggelten Fragmente wieder zusammengesetzt werden.
Christoph Schlingensief benutzte in einem Interview mit Teresa Kovacs das Rhizom in Bezug auf die Arbeit mit Elfriede Jelinek. „Wir sind, glaube ich, einfach zwei Personen, die – wie es in der Kunst immer wieder vorkommt – sich nie gegenseitig angegriffen und immer ergänzt haben, fast wie ein Rhizom, von dem man sagt, es gibt Bedürfnisse, und daher bricht es an allen möglichen Stellen aus.“1
Genau das, soll „Jelineksche‘ Verwandtschaften sein“, ein Ausbruch der einzelnen Disziplinen, ein Ausbruch der Jelinek-Welt in der Jelinek-Welt.

1Kovacs, Teresa: „Ich habe immer versucht, ihre Texte in Bilder zu übersetzen“. Christoph Schlingensief im Gespräch mit Teresa Kovacs. In: Janke, Pia: JELINEK[JAHR]BUCH. Elfriede Jelinek-Forschungszentrum. Wien: Praesens Verlag 2010. S. 15-29, S. 20.

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