Marko Zink: Die Epideiktik/Festrede und die Preisreden Elfriede Jelineks

Diplomarbeit

Die Diplomarbeit Die Festrede/Epideiktik und die Preisreden Elfriede Jelineks befasst sich einerseits mit der Textgattung Rede und untersucht im Anschluss daran die Leistungen der Preisreden von Elfriede Jelinek. Das erste Kapitel beschäftigt sich mit einem Überblick über die Rhetorik und stellt damit die wissenschaftliche Einbettung der Arbeit dar. Mit dem Themenschwerpunkt der Festrede/Epideiktik widmet sich das zweite Kapitel, einem rhetorischen Bereich, der bisher kaum Beachtung in der Wissenschaft gefunden hat und hier nun eine Definition erhält. Weiterlesen

Heidrun Siller: Intertextualität und sprachliche Überschreitung. Zu Elfriede Jelineks „Über Tiere“

Universitäre Arbeit

Seitdem die Entscheidung Elfriede Jelinek den Nobelpreis für Literatur zuzuerkennen im Oktober 2004 bekannt gegeben wurde, mehrte sich nicht nur das öffentliche Interesse, sondern es setzte zugleich eine intensivierte Auseinandersetzung mit ihren Texten ein. Sowohl Kritiker, Essayisten und Feuilletonisten beschäftigten sich mit dem OEuvre, um entweder zu lobpreisen oder ihr Unverständnis gegenüber dem Werk, der Autorin und auch dem Komitee in Stockholm lautstark mitzuteilen. Weiterlesen

Peter Clar: „Was bleibt ist fort“ – Die Autorinnenfigur in Elfriede Jelineks Dramen

In Ihrer Nobelpreisrede Im Abseits formulierte Elfriede Jelinek das „Weg-Sein“ als das Merkmal der AutorInnenposition. Auch in zahlreichen Interviews und Essays, die zum großen Teil auch schon vor 2004 entstanden, nennt Elfriede Jelinek die Absenz, das Verschwinden als Ihr großes Ziel – in der Regel mit dem gegenteiligen Effekt. Weiterlesen

Evi Pedratscher: Die Doppelmasse in Elias Canettis „Masse und Macht“ und Elfriede Jelineks „Ein Sportstück“

Diplomarbeit

„Inzwischen zieht längst das Verhalten von Massen meine viel größere Aufmerksamkeit auf sich“ (Sp, 8), sagt die Figur Elfi Elektra im Eröffnungsmonolog von „Ein Sportstück“ und weist damit die Erscheinungen und das gewaltförmige Handeln von Massen als zentrale Motive des 1998 am Wiener Burgtheater uraufgeführten Dramas aus. Weiterlesen

Aline Vennemann: „Hallo, wer spricht?“ Identität und Selbstdarstellung in Elfriede Jelineks „Ein Sportstück“: Text und Aufführung

Masterarbeit

Mit Ein Sportstück (1998) gewinnt Elfriede Jelinek als Dramatikerin nicht nur weltweite Anerkennung (u.a. dank Einar Schleefs legendärer Inszenierung am Burgtheater), sondern festigt zugleich ihre neue Theaterästhetik: die Verselbständigung der Stimmen und Bedeutungen zuungunsten der auktorialen Instanz. In der vorliegenden Untersuchung wird daher die Frage aufgeworfen, welches „Ich“ dort eigentlich spricht. Weiterlesen

Aline Vennemann: Architekturen und Architexturen des Gedächtnisses. Das Theater von Elfriede Jelinek und Peter Wagner (1991-2011)

Dissertation

Abstract

Das Theater von Elfriede Jelinek und Peter Wagner trägt zur Wieder(an)erkennung und Wiederfindung einer Identität bei, die durch die sukzessiven Traumata der österreichisch-deutschen Geschichte sowie durch das widersprüchliche Verhältnis Deutschstämmiger zu ihrer faschistischen Vergangenheit beeinträchtigt wurde. Den offiziellen Gedenkfeiern seit Anfang der 1990er Jahre, die mit dem allmählichen Verschwinden der letzten Holocaust-Zeitzeugen einhergehen, setzen die von ihnen hervorgerufenen Texte, Inszenierungen und stimmlichen Performances ein Theater der Gedächtnisorte und –räume entgegen. Die Analyse der textuellen und szenischen Strategien unter dem Blickwinkel der Formen, Strukturen und Funktionen von Erinnerung und Gedächtnis bringt eine spezielle Theaterästhetik dessen an den Tag, was als eine Kunst „erinnernder Wieder-Holung“ bezeichnet werden kann.

Architectures et architextures de la mémoire. Le théâtre d’Elfriede Jelinek et de Peter Wagner (1991-2011)
Le théâtre d’Elfriede Jelinek et de Peter Wagner s’inscrit dans la (re/con)quête d’une identité mise à mal par les traumatismes successifs de l’histoire austro-allemande ainsi que par les relations contradictoires qu’entretient le peuple germanique avec son passé fasciste. À la montée des commémorations officielles depuis le début des années 1990, qui va de pair avec la disparition des derniers témoins de la Shoah, les textes, tout comme les mises en scènes et performances vocales qu’ils suscitent, opposent un théâtre des lieux et des milieux de la mémoire. L’analyse des stratégies textuelles et scéniques, sous l’angle des formes, structures et des enjeux de la mémoire et du souvenir, met au jour une esthétique théâtrale particulière de ce que l’on peut appeler un art du „remembrement“.

Architectures and architextures of memory. The theatre of Elfriede Jelinek and Peter Wagner (1991-2011)
Elfriede Jelinek and Peter Wagner’s plays are part of the quest for—or conquest of—an identity shaken by the traumas of Austro-German history, and by the contradictory relation-ship between the Germanic peoples and their fascist past. The 1990s saw the deaths of many of the last Holocaust witnesses, and an increase in official commemorations to which the texts, as well as their staging and their vocal performance, respond through sites of memory and real environments of memory. The analysis of textual and scenic strategies, in particular the forms, structures and implications of memory, sheds light on a special theatrical aesthetic belonging to what may be called an art of „rememberment“.

Informationen zu Aline Vennemann

Sarah Neelsen: Eine Lektüre von Elfriede Jelineks „Babel“ im Lichte der Intertextualität, zwischen Bibel-Mythos und Abu Ghraib-Bildern

Masterarbeit

Die Ausgesperrten? Jean-Paul Sartre und Albert Camus. Was geschah, nachdem Nora ihren Mann verlassen hatte oder Stützen der Gesellschaften? Henrik Ibsen. Ulrike Maria Stuart? Friedrich Schiller. Viele der Werke Elfriede Jelineks beinhalten bereits im Titel einen intertextuellen Hinweis auf andere Texte, die der Autorin als Vorlage gedient haben, an denen sie weitergeschrieben hat, deren Stil sie übernommen hat, die sie auf die eine oder andere Art ins eigene Buch aufgenommen hat. Weiterlesen

Martina Möseneder: Sprache im Theater Elfriede Jelineks. Eine linguostilistische Untersuchung der Texte „Burgtheater“, „Stecken, Stab und Stangl“ und „Das Werk“

Magisterarbeit

Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, die Theatersprache Elfriede Jelineks mit den Mitteln der linguistischen Stilistik zu beschreiben. Dazu sind aus wissenschaftlicher Sicht zwei Vorbemerkungen zu machen. Zum einen ist die Stilistik als linguistische Disziplin – im Vergleich beispielsweise zur Textlinguistik – nicht fraglos anerkannt. Weiterlesen

Ester Saletta: Pasolinis und Jelineks literarische Auseinandersetzung mit der Körpersprache

Das Motiv der linguistischen Valenz der Körpersprache in der Welt der Kunst ist kein junges Thema, wenn es auch stimmt, dass die Cultural Studies in den letzten zwanzig Jahren viel von ihm reden machten. Die Erkenntnis von der Bedeutung der Körpersprache als hermeneutisches Mittel für das Weltverstehen hat ihre Wurzel schon in älteren physiognomischen Untersuchungen wie etwa denjenigen Lavaters, Goethes und Lessings zum Thema von Kunst, Bewegung und Körper. Weiterlesen

Gerhard Freiinger und Gerhard Niederhofer: Das Eisenerzer Gedenkprojekt

Aber diese eingebundenen Schülerinnen und Schüler haben in ihrem einmaligen großartigen Experiment nicht den See gewählt, sondern den Berg, der Todesmarsch Eisenstraße wurde von ihnen lückenlos dokumentiert, wenn man von den Lücken absieht, die die Toten gerissen haben, egal wo, nicht hier, keinesfalls hier, das steht fest, die waren ja nicht von hier, hier haben wir nur Löcher, keine Lücken, und wir haben die Berge und Seen, und wir haben diese berührende Zeremonie anläßlich einer Denkmalenthüllung am Bichlstein, alles von Schülerinnen und Schülern gebastelt, ein ganzes Denkmal, herrlich, wunderbar, ihr jungen Menschen, ich kann euch gar nicht genug danken, daß ich euch ein paar Zeilen hier bis aufs Blut schinden darf, um nicht von den Geschundenen reden zu müssen, gähn und aus. Erinnerungsarbeit und aus. (Neid 1,25)

Gedenkprojekt Todesmarsch Eisenstraße 1945. Die Stadt Eisenerz errichtet mit Jugendlichen ein Mahnmal am Präbichl

von Gerhard Freiinger und Gerhard Niederhofer

Gedenkprojekt

Impressionen vom Gedenkmarsch zur Passhöhe des Präbichls anlässlich der Mahnmalsenthüllung. In: Halbrainer, Heimo (Hg.): Todesmarsch Eisenstraße 1945. Graz: CLIO Verein f. Geschichts- und Bildungsarbeit 2005.

Der Zufall führte Regie: Bei einem Interview über den Todesmarsch der ungarischen Juden mit dem leider verstorbenen Journalisten Bert Breit, dem Landler Chronisten Walter Dall-Asen und Christian Ehetreiber im Jahr 2000 entstand die Idee, der Stadt Eisenerz die Errichtung einer Gedenkstätte zur Erinnerung an diese „vergessenen“ Opfer des NS-Regimes vorzuschlagen.
In den letzten Kriegswochen des Jahres 1945 wurden Tausende ungarische Juden vor der heranrückenden Roten Armee von Ungarn kommend nach Mauthausen deportiert. Am 7. April 1945 verübten Mitglieder des Eisenerzer Volkssturmes am Präbichl einen Massenmord an über 200 ungarischen Jüdinnen und Juden. Der Tod war – frei nach Paul Celan – kein „Meister aus Deutschland“, sondern er fand Gehilfen in Arbeitern aus Eisenerz, wobei darauf hingewiesen werden muss, dass Morde an den ungarischen Juden in über 150 österreichischen Gemeinden nachweislich verübt worden sind und dass sich die Mehrheit des Eisenerzer Volkssturms nicht am Massenmord beteiligte. Die öffentliche Brisanz des Massenmordes bestand dennoch darin, dass „der Mann von nebenan“ ein Mörder war und die Flucht in die Opferrolle trotz des Mythos der Stunde Null und trotz der Bestrafung der Mörder durch das britische Militärgericht 1946 verbaut war.
55 Jahre lang wagte sich keine Gemeinde der Eisenstraße an dieses Vorhaben heran, und jetzt sollte es plötzlich soweit sein? Gesagt, gewagt: Dall-Asen, Ehetreiber und der Historiker Heimo Halbrainer referierten das Ansinnen dem damaligen Bürgermeister Hermann Auernigg, der es schließlich am 18. Oktober 2000 zu einem einstimmigen Beschluss imn Eisenerzer Gemeinderat führte.
Obwohl die SPÖ in Eisenerz über eine absolute Mehrheit verfügt, holte der Bürgermeister dennoch alle Fraktionen an Bord, um einen konsensuellen Beschluss für die parteiübergreifende Verankerung zu fassen. Diese Konsensfindung ist mühsamer als das „Durchziehen von Projekten“, doch enthebt ein Allparteienkonsens Gedenkprojekte den parteipolitischen Querelen. Der oftmals befürchtete „kleinste gemeinsame Nenner“ als „größtes anzunehmendes Unheil“ den Opfern gegenüber tritt dann nicht auf, wenn sich das Vorhaben auf der Höhe des zeitgeschichtlichen Forschungsstandes bewegt, extern moderiert wird und in der Gemeinde ein ausreichendes Maß an Um- und Durchsetzungskompetenz vorhanden ist, um Kurs zu halten. Diese Bedingungen waren in Eisenerz erfüllt: Die ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus wurde mit der Prozessmoderation und mit der zeitgeschichtlichen Beratung beauftragt. Die Stadt Eisenerz nominierte mit Mag. Gerhard Freiinger (SPÖ) und Gerhard Niederhofer (ÖVP) zwei Mitglieder der Stadtregierung in das Personenkomitee, das seinerseits durch das gelebte Motto „Erinnern, nicht aufrechnen“ maßgeblich zur Versachlichung des gesamten Dialogprozesses beitrug.
Nichts wurde über das Knie gebrochen: Unter diesem Motto nahmen sich die Akteure des Gedenkprojekts die notwendige Zeit für eine seriöse Erarbeitung der Thematik. In den regelmäßigen Sitzungen des Personenkomitees wurde alsbald die Idee geboren, das Vorhaben als Jugendprojektwettbewerb mit den Eisenerzer Schulen (Hauptschule I und Hauptschule II, Bundesoberstufenrealgymnasium und Bundeshandelsakademie) umzusetzen. Dadurch erhielt das Projekt seinen Aktualitätsbezug für Menschenrechte, Weltfrieden und Demokratie vor dem Hintergrund der historischen Tragödie. Überdies trugen die Jugendlichen das tabuisierte Thema „Todesmarsch“ in die Öffentlichkeit.
Der Jugendprojektwettbewerb brachte 14 hervorragende Modelle für die Gedenkstätte hervor, die von einer Fachjury bewertet wurden. Die SchülerInnen der HS II, der HS II, des BORG und der BHAK Eisenerz hatten unter Anleitung ihrer Lehrerinnen sehenswerte künstlerische Arbeit geleistet, die nicht nur im Stadtmuseum Eisenerz, sondern als Wanderausstellung auch in der Synagoge in Graz, im Museum Arbeitswelt Steyr und in steirischen Gemeinden zu bewundern war.
Die Idee, eine aus Metallkörben bestehende und mit Steinen befüllte Mauer als Träger für die figuralen Darstellungen von stürzenden Menschen zu errichten, stammte vom Architekten DI Horst Gaisrucker, einem Mitglied des Personenkomitees. Die jugendlichen Künstler wurden freilich auch in die Konsensfindung der Umsetzung aktiv einbezogen: Einhellig begrüßten sie die innovative technische Ausführung der Mauer als modular zusammengesetzte, mit Steinen vom Erzberg befüllten Stahlgitterkörben. Die SchülerInnen füllten diese Stahlkörbe eigenhändig mit rund 30t Gestein vom steirischen Erzberg unter der fachkundigen Begleitung von Sebastian Hofer (Firma BTE) und Hauptschuloberlehrer Karl Heinz Schober.

Gedenkprojekt2

Mitarbeiter der Firma BTE montieren gemeinsam mit Eisenerzer Jugendlichen die Edelstahlfiguren auf die Stahlkörbe. In: Halbrainer, Heimo (Hg.): Todesmarsch Eisenstraße 1945. Graz: CLIO Verein f. Geschichts- und Bildungsarbeit 2005.

Am 17. Juni 2004 erfolgte schließlich die Enthüllung des Mahnmals am Präbichl mit rund 500 Gästen aus dem In- und Ausland. Das Gedenkprojekt hatte sich längst zu einem Projekt der Eisenstraße entwickelt, mit den berührenden Beiträgen der Eisenerzer Jugendlichen, des BG/BRG Leoben II und der HLW Weyer. Einige steirische Gemeinden hatten sich mit Spenden an der Errichtung des Mahnmals beteiligt, der Stadt Eisenerz zu diesem wichtigen Schritt der Aussöhnung mit den Opfern anerkennende Grußnoten übermittelt und an der Eröffnungsfeier teilgenommen. Ihre besondere Auszeichnung erhielt die Veranstaltung jedoch durch die Anwesenheit der beiden überlebenden ZeitzeugInnen des Todesmarsches, Judita Hruza aus den USA und Bela Budai aus Ungarn.
Ein Gedenkmarsch aller Generationen anlässlich der Denkmalsenthüllung führte entlang der alten Präbichlstraße, auf der vor fast 60 Jahren das unheilvolle Massaker geschehen war. Der SchülerInnenchor der HLW Weyer, die in Diepoldsau seit einigen Jahren ein vergleichbares Gedenkprojekt an den NS-Terror entlang der Eisenstraße betreut, sang das KZ-Lied „Die Moorsoldaten“ als Auftakt zur Eröffnungsfeier. Für die musikalische Einrahmung der Feier sorgte Prof. Clemens Neugebauer mit seiner Band Classic Jazzma.
Nach den berührenden Ansprachen Judita Hruzas und Maria Maunz‘, die mit ihrer Mutter den gepeinigten Juden des Jahres 1945 durch die Gabe von Brot und Kartoffeln beigestanden war – trotz Todesdrohungen des Volkssturrns! -, lag tiefe Betroffenheit über den vielen anwesenden Menschen. Würdevoll reihten sich danach die Reden von Landesrat Dr. Kurt Flecker, Landtagsabgeordnetem Bürgermeister Friedrich Kreisl, Bürgermeister Mag. Gerhard Freiinger, Vizebürgemeister Gerhard Niederhofer, Karen Engel von der Israelitischen Kultusgemeinde Graz, Fritz Inkret für die Opferverbände der vom Nationalsozialismus Verfolgten, DI Horst Gaisrucker für das Personenkomitee und den SchülerInnen Michaela Glatz, Jutta Leis und Armin Bahr in die feierliche Grundstimmung ein.
Bürgermeister Freiinger und Vizebürgermeister Niederhofer überreichten Judita Hruza schließlich ein Bild des Künstlers Albert Ecker. Nach der feierlichen Enthüllung der Gedenkstätte wurde von den SchülerInnen des BG/BRG Leoben neu unter der Leitung von Prof. Wini Hofer das Theaterstück „Wenn die Steine weinen …“ erstaufgeführt, in welchem der Leidensweg Judita Hruzas rekonstruiert wurde.

Gedenkprojekt3

Szenenausschnitte des Theaterstücks „Wenn die Steine weinen“. In: Halbrainer, Heimo (Hg.): Todesmarsch Eisenstraße 1945. Graz: CLIO Verein f. Geschichts- und Bildungsarbeit 2005.

Den Schlusspunkt der Eröffnungsfeier bildete der Start von rund 200 Luftballons -ein flüchtiges Gedenkzeichen für die zumindest 200 Opfer – mit Adresskärtchen der Eisenerzer SchülerInnen, um die Botschaft der Enthüllung des Denkmals in alle Welt zu tragen. Einige Wochen nach der Eröffnungsfeier fand eine Semriacher Familie einen Luftballon in einem Wald. Die Finder der Grußbotschaft der Eisenerzer SchülerInnen waren Menschen, die 1945 selbst ins KZ gekommen waren und überlebt hatten!

Gedenkprojekt4

Kleine Zeitung (Leoben), 8. Dezember 2001; Eisenerzer Pfarrblatt, 22. Dezember 2001

Gedenkprojekt5

Obersteirische Zeitung, 5. Juni 2004

Gedenkprojekt6

Kleine Zeitung, 18. Juni 2004

Aus pädagogischer Perspektive ging es beim Gedenkprojekt darum:

  • aufzuzeigen, zu welchen Grausamkeiten Menschen bereit waren und es leider auch heute noch immer sind.
  • wie wertvoll uns der Frieden sein muss und dass dieser im weltweiten Kontext nicht selbstverständlich ist.
  • dass unsere Demokratie ein überaus wertvolles Geschenk ist, das wir uns selber geben können, um welches wir aber ständig ringen müssen.
  • die historischen Plätze der Grausamkeiten aufzusuchen, die Betroffenheit der

SchülerInnen zu spüren und diese zum Ausgangspunkt für die vertiefende Beschäftigung mit der Eisenerzer Regionalgeschichte zu nehmen.

Es war nicht mutig, diese Gedenkstätte zu errichten, sondern ein selbstverständlicher Akt der überfälligen Menschlichkeit und Anständigkeit gegenüber den Opfern. Ein Schüler merkte nachdenklich an, dass jeder Stein in den Stahlkörben eine Träne für das erlittene Unrecht an den ungarischen Juden symbolisiere.
Zusätzlich zum Jugendwettbewerb rundete ein fünfteiliger Gedenkzyklus mit Fachtagungen im Rathaus von Bruck an der Mur und in Eisenerz sowie mit der Wanderausstellung der Entwürfe für die Gedenkstätte den breit angelegten Gedenkprozess ab. Die positive mediale Resonanz war ebenfalls ein wichtiger Erfolgsfaktor für die Schaffung von Akzeptanz.
Das Gedenkprojekt ist mit der Enthüllung des Mahnmals längst nicht abgeschlossen: Im Jahr 2005 gilt es, noch offene gestalterische Fragen zu lösen und eine neue Erinnerungskultur, die Historisches mit Aktuellem verknüpft, entlang der Eisenstraße nachhaltig zu verankern.

(gekürzt) aus: Freiinger, Gerhard / Niederhofer, Gerhard: Gedenkprojekt Todesmarsch Eisenstraße 1945. Die Stadt Eisenerz errichtet mit Jugendlichen ein Mahnmal am Präbichl. In: Halbrainer, Heimo (Hg.): Todesmarsch Eisenstraße 1945. Terror, Handlungsspielräume, Erinnerung: Menschliches Handeln unter Zwangsbedingungen. Graz: CLIO Verein f. Geschichts- und Bildungsarbeit 2005, S. 15-18.

Gerhard Freiinger arbeitet als Direktor der Musikschule der Stadt Eisenerz und als Lehrer an der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz; Bürgermeister der Stadt Eisenerz

Gerhard Niederhofer arbeitet als Hauptschullehrer in Eisenerz; Vizebürgermeister der Stadt Eisenerz