Clara Metzger: Jouer d’un instrument de domination?  Musique et sexualité dans „Lust“  (1989) d’Elfriede Jelinek

für den Nachwuchsworkshop 2022

Introduction
La musique est dans Lust un des motifs privilégiés des images décrivant la relation sexuelle conjugale dans le couple protagoniste du roman, Hermann et Gerti. Cette forte présence du motif de la musique dans la description de la sexualité conjugale a été le point de départ d’une interrogation plus générale sur la valeur et la fonction de la musique dans Lust. La lecture du dossier «Jelinek und die Musik» a également été l’occasion de suivre dans cette étude la piste méthodologique que donnait Pia Janke dans son article «Elfriede Jelinek und die Musik» consistant à étudier la musique dans les textes de Jelinek non seulement d’un point de vue de la musicalité de la langue, mais aussi, et peut-être surtout, d’un point de vue des motifs musicaux eux-mêmes, d’autant que dans le cas de Lust, cette étude croiserait ce qui a été surnommé la «Gretchenfrage» des études sur Lust, celle du caractère pornographique ou anti-pornographique de la description de la sexualité dans le roman. Dans cette présence détonante et étonnante de la musique dans l’écriture de la sexualité n’est pas rendue visible uniquement une sexualité conjugale marquée exclusivement par la violence et la domination du mari sur sa femme. Par réverbération, c’est également la fonction sociale particulière de la musique et notamment son usage dominateur et conservateur dans les rapports de genre qui est présentée.

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Bastian Zwölfer: Die Komik bei Johann Nestroy und Elfriede Jelinek. Eine Studie über das Demütungspotenzial des Lachens

für den Nachwuchsworkshop 2022

Ausgehend von meiner Magisterarbeit, in der dieser Aspekt schon einmal behandelt worden ist, geht es in der Dissertation um die Komik bei Elfriede Jelinek und Johann Nestroy, wobei der Fokus hierbei auf dem Phänomen des Lachens liegt. Im Wesentlichen sollen hierfür zwei Theaterstücke Nestroys – Nagerl und Handschuh (1831) und Häuptling Abendwind (1862) – mit zwei Texten Jelineks – Präsident Abendwind (1987) und Am Königsweg (2017) – verglichen werden.
Zunächst wird ein Einblick in die Vielschichtigkeit des Lachens gegeben, wobei das Hauptaugenmerk auf dem Demütigungspotential des Lachens liegt. Sowohl Nestroy als auch Jelinek hatten ein sehr feinfühliges Gespür für die „Brutalität“, die sich hinter den harmlosen Lachern des Alltags versteckt, und diese „Grausamkeit“ wird auch in den Texten mal direkter, mal indirekter thematisiert.1 Darauf aufbauend passiert dann zweierlei: Einerseits wird das Lachen der literarischen Figuren analysiert, um so die Einstellung von Nestroy und Jelinek herauszuarbeiten. Dabei wird die Annahme vertreten, dass es sich bei diesen Autoren um zynische Beobachter ihrer Zeit handelt. Anschließend wird dann – andererseits – nach den Strategien gefragt, mit denen Nestroy und Jelinek versuchen, ihr Publikum zum Lachen zu bringen. Dabei wird vor allem auf die sprachlichen Mechanismen eingegangen (Wortspielereien etc.)
Für den Workshop würde ein Teilbereich der Dissertation herausgenommen werden, nämlich die Gegenüberstellung von Nestroys Häuptling und Elfriede Jelineks Präsident Abendwind. Durch den Vergleich dieser beiden Theatertexte kann (hoffentlich) exemplarisch gezeigt werden, inwieweit Jelinek – erstens – einer gewissen Tradition des bürgerlichen Lachtheaters folgt bzw. wo sie diese Tradition verlässt; es geht also darum, Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Autor*innen sowohl auf der inhaltlichen als auch der sprachlichen Ebene herauszuarbeiten, um die Parallelen darzustellen. Zweitens kann so untersucht werden, welche sprachlichen Mechanismen Nestroy und Jelinek verwenden, um beim Publikum ein Lachen zu erzeugen und inwiefern dieses Lachen (auch) einen „grausamen“ Kern beinhaltet.

1 „Na, das hat schon Nestroy gewusst, dass hinter dem Lachen die Brutalität und die Grausamkeit steckt.“ Janke, Pia: Hinter dem Lachen steckt die Brutalität und die Grausamkeit. Elfriede Jelinek im Gespräch mit Pia Janke. In: Pia Janke, Teresa Kovacs, Christian Schenkermayr (Hg.): Elfriede Jelineks „Burgtheater“ – Eine Herausforderung. Wien: Praesens Verlag 2018 (= DISKURSE.KONTEXTE.IMPULSE. Publikationen des Elfriede Jelinek Forschungszentrums 18), S. 19-25, S. 20.

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RAAR-Kollektiv: Saudade in Context

für den Nachwuchsworkshop 2022

Saudade in Context stellt Wehmut in ihren ungestümen Nuancen zur Schau, welche einem G8 Gipfel der Weltgefühle zu gleichen scheint. Eine Gleichgültigkeit, die kocht. Während die Parolen heiserer Essenzen einen idifferenzierten Klangteppich, einem aufgeforsteten Fichtenwald gleich, bilden und einem HipHop der Aporie bescheide und klassisch die Bühne bereiten.

Konzept von raumarbeiterinnen.org
Szenographie, Bühnenbild und Titelstiftung: Martha Ölschläger
Dramaturgie und Inszenierung: Theresa Muhl, Kerstin Reyer, Sophie Netzer und Simone Barlian
Komposition Klassik: Hans Wagner & Bruckneruni Orchester
Komposition HipHop/Rap: Yasmin Hafdeh
Tänzer*innen + Performance: Anja Jurek, Ariathney Coy, *raumarbeiterinnen allstars*

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Judith Kaltenbrunner: Verlorene Stimmen? – Zur Ästhetik der Sprachlosigkeit in postdramatischen Sprach-Spielen von Elfriede Jelinek und Peter Handke.

für den Nachwuchsworkshop 2022

Diese Masterarbeit setzt sich mit der narrativen Inszenierung von Sprachlosigkeit in literarischen Sprach-Spielen von Elfriede Jelinek und Peter Handke auseinander. Anschließend an Hans-Thies Lehmanns Thesen zum postdramatischen Theater1 rücken zwei Texte ins Zentrum, die – im Spannungsfeld zwischen Drama und Erzählen operierend – Sprachlosigkeit versprachlichen, indem sie diese auf besondere Weise spürbar machen. Dies ist zum einen Peter Handkes Nebentext- bzw. ‚Schau‘-Erzählung „Die Stunde da wir nichts voneinander wußten“ (1992), zum anderen Elfriede Jelineks polyphoner Klangroman „Die Schutzbefohlenen“ (2018). Beide Texte erkunden auf ihre Weise neue literarische Möglichkeiten der Versinnlichung von Sprachlosigkeit, die in der bisherigen Forschung noch unzureichend aufgegriffen und analysiert wurden. Während Handke mit der erzählerisch evozierten Imagination visualisierten Schweigens experimentiert, entfaltet Jelineks Text eine stumme, narrative Inszenierung gehörter Sprachlosigkeit und verfolgt damit eine komplementäre, auf einer paradoxen Akustik basierende Strategie. Die intermedialen und multimodalen Aspekte dieser zwei paradigmatischen Ästhetiken der verlorenen Stimme (Handke, Jelinek) werden in einem textnahen Zugang untersucht, der induktiv und exemplarisch angelegt ist.
Ein erster Arbeitsschritt widmete sich der Analyse des literarisch imaginierten, ‚theatralen‘ Seh-Sinns in Handkes „Die Stunde da wir nichts voneinander wußten“. Hier ließ sich zeigen, dass die wortreich inszenierte Visualität der erzählten (Bühnen-)Welt das Abwesende und Unsagbare über eine komplexe sinnliche Erfahrung wahrnehmbar macht, die auf einer dynamischen Spannung zwischen Bildlichkeit und Sprachlosigkeit beruht. Hierzu tragen das im Text inszenierte Hin-Schauen bzw. Hindurch-Schauen auf den Ort der Leere ebenso bei wie die Bildhaftigkeit der beschriebenen, aber immer schweigenden Gestalten und die doppelte Notwendigkeit des lesend zuschauenden Publikums.
In Analogie wie auch Kontrast hierzu werden zurzeit die verschiedenen Aspekte des inszenierten Hör-Sinns in Jelineks „Die Schutzbefohlenen“ untersucht, wo Sprechen und Hören einander bedingen und der Mangel an beidem – wiederum in forcierter, gedoppelter Weise – kaum zu überhören ist. Die Sprachlosigkeit präsentiert sich hier u.a. als Leere an Aussagen inmitten einer paradoxen Polyphonie stummer Stimmen: In Form von chorischen Reden bzw. Gesängen wird im Leseprozess ein innerer Widerspruch zum Sinn des Gesprochenen berührt, der nur bei genauerem (literarisch gelenktem) Hinhören geklärt werden kann. In hohem Maße akustisch aufgeladen, wird beim Lesen die Imagination einer Fülle an Stimmen evoziert und eine Ästhetik entfaltet, die gerade durch ihre Stimmlosigkeit über die ästhetischen Grenzen einer Hör- bzw. Schau-Spiel-Inszenierung weit hinausreicht. Innerhalb dieses Analyserahmens wird im Anschluss an die aktuelle Jelinek-Forschung 2, 3, 4 zudem erkundet, welchen Stimmen zugehört und in welchen Stimmen (über andere bzw. für andere) gesprochen wird. Ziel dieser Analyse ist es aufzuzeigen, wie Jelinek in „Die Schutzbefohlenen“ Sprachlosigkeit über den Körper der Schrift und der Lesenden auf eine Weise zum Klingen bringt, die sich u.U. als postdramatisches Erzählen bezeichnen ließe.

1 Lehmann, Hans-Thies: Postdramatisches Theater. Frankfurt am Main: Verlag der Autoren 2015.

2 Pełka, Artur: Das Spektakel der Gewalt – die Gewalt des Spektakels. Angriff und Flucht in deutschsprachigen Theatertexten zwischen 9/11 und Flüchtlingsdrama. Bielefeld: Transcript 2016.

3 Ronge, Verena: Polyphonie der Stimmen – Polyphonie der Geschlechter. Die Bühne als Hör-Raum im postdramatischen Theater Elfriede Jelineks. In: Birkner, Nina und Andrea Geier u.a. (Hg.): Spielräume des Anderen. Geschlecht und Alterität im postdramatischen Theater. Bielefeld: Transcript 2014, S. 129-142.

4 Wilkinson, Jane: Dialogicity, Monologicity and the Crisis of Hospitality in Elfriede Jelinek’s „Die Schutzbefohlenen.“ In: Austrian Studies Vol. 26/2018, S. 91-105.

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Alina Sorina Masgras: Staging Princess Plays

für den Nachwuchsworkshop 2022

The paper I propose will function as a theatre director’s book, or director’s notes, that originally stand between drama-text and staging.  My reading and analysis will focus on the Elfriede Jelinek’s rewritings of Snow White and Sleeping Beauty fairy tales myths, the first two of the Princes Plays, for their postdramatic deconstruction, and the convey of the feminist articulation.

The theoretical part, concentrated on speech acts and linguistic analysis of the texts, will provide the surface for the director staging notes. The linguistic analysis of the texts will be the theoretical research paper that will define the ways in which I am interested in staging the plays, as a theatre director, with the observation, reflection, intermedial transposition, construction and expression.

The interest for theatrical strategies of staging Jelinek’s plays comes from the difficulty of the process, driven by the narrative deconstruction, the disconnection between the character that the actor embodies, and the “surface” function of Jelinek’s texts, recalling what Hans Lehmann observed about the postdramatic theatre, in the confrontation with the possibilities “beyond drama”, and the problems of representation that the theatre needs to face.

The theatrical strategies, for staging Elfriede Jelinek’s Princess Plays, need to derive from a hybrid representation (visually, linguistically, corporeality and musically), with intermediality notes.

The present day theater, that uses juxtapositions and interlockings, has to give voice to the gender performance of the feminine „I“’s, which, as Gita Honegger said, are submerged in “the planes of language” of Jelinek’s performance texts, as virulent embedded “speech acts”, creating a programmatic “anti-theater”.

As a conclusion, the exploratory approach will be situated in an in-between – the staging transposition of  the two plays, and how the deconstruction of representation functions in Jelinek’s plays, at the language level, in a postdramatic way, as the princess myths of the feminine are destroyed to be rebuilt in a new performance of the gender.

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Darya Davydenka: Elfriede Jelineks Dramolett „Die Wand“ als eine Fortsetzung der österreichischen gynozentrischen Literatur

für den Nachwuchsworkshop 2022

Die produktivste Zeit für die österreichische gynozentrische Literatur waren die 1970er und 1980er Jahre, aber auch danach konnte die Tradition nicht verschwinden, weil die in gynozentrischen Texten angesprochenen Probleme in der Gesellschaft nicht gelöst wurden. Die Autorinnen, die in diesem Bereich geschrieben haben, wurden wiederholt für ihre radikalen Positionen und ihre Versuche kritisiert, die Norm der menschlichen Existenz nicht durch die Dekonstruktion der männlichen Norm, sondern durch die Konstruktion ihrer eigenen weiblichen Tradition zu definieren. Eine der problematischsten Fragen, die diese Literatur aufwirft, ist die, was es bedeutet, zu schreiben und gleichzeitig eine Frau zu sein. Elfriede Jelinek ist kaum eine Vertreterin der gynozentrischen Literatur, aber in ihrem Dramolett Die Wand überdenkt sie die Erfahrung mehrerer Autorinnen, die gynozentrische Texte geschrieben haben (Ingeborg Bachmann, Sylvia Plath, Krista Wolf), dekonstruiert und entmythologisiert sie. Wie in fast allen ihren Werken bietet Elfriede Jelinek weder ein positives Programm an, noch baut sie ihre Utopien auf, während sie scheinbar jede Hoffnung auf die Möglichkeit einer vollwertigen weiblichen Schriftstelleridentität zunichtemacht. Trotzdem schreibt Elfriede Jelinek selbst noch Texte. In diesem Beitrag schlage ich vor, durch eine Analyse von Elfriede Jelineks Drama Die Wand zu untersuchen, welches „positive“ Programm Elfriede Jelinek anbietet, wenn auch nicht in ihren Texten, sondern in ihrem eigenen Schreiben, und wie dieses Programm von der Tradition der österreichischen gynozentrischen Literatur beeinflusst wurde.

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Jonas Thüringer: „Such dort, wo der Mais am höchsten wächst.“ Vom Genozid zum Memnozid durch Verscharren.

Bachelorarbeit

Abstract

Kann und konnte die Kunst, insbesondere die Literatur, Hitlers Wunsch nach einem Mnemozid am jüdischen Volk verhindern?

Elfriede Jelinek hat zum Einfluss von Literatur eine klare Meinung: Kunst könne nichts verändern. Diese Bachelorarbeit hat sich zum Ziel gesetzt, diese Aussage zu widerlegen. Die grundlegende Intention ist, die literaturinnewohnende Macht, Geschehnisse ins kulturelle Gedächtnis zu heben und damit dem Vergessen in der Gesellschaft entgegenzuwirken, an Elfriede Jelineks Theatertext Rechnitz (Der Würgeengel) zu verdeutlichen. Als Untersuchungsgegenstand dient der für das Dramenwerk so essentielle Aspekt des Verscharrens und damit einhergehend die Dimension der Landschaft.

Wie sich im Zuge eingehender Untersuchungen am Text herausgestellt hat, schuf Elfriede Jelinek einerseits durch die spezielle Konzeption der Landschaft über die Wortkulisse und andererseits durch die sich aus der Dimension der Landschaft eröffnenden Perspektiven – die Landschaft als kontaminierte Landschaft, die Landschaft bzw. der Ort Rechnitz als Palimpsest sowie die damnatio memoriae als Form des verordneten Vergessens – eine lebendige Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus. Dabei verdeutlichte sie insbesondere das Aktivwerden und Beteiligen Österreichs am Genozid und wies Österreich als Täternation aus, wodurch sie die Vergangenheit nicht nur präsent, sondern weiterhin relevant gehalten hat.

Elfriede Jelinek konnte selbstverständlich den Genozid nicht verhindern, aber mit Rechnitz (Der Würgeengel) gelang ihr ein wertvoller Beitrag für Österreichs Erinnerungskultur, der ein fürchterliches Verbrechen an Jüdinnen und Juden ins Bewusstsein der Gesellschaft hebt und dabei bewirkt, dass das Schicksal des jüdischen Volkes während des Zweiten Weltkrieges nicht in Vergessenheit gerät. Demzufolge hat die Literatur und damit auch die Kunst die Macht, etwas zu verändern.

27.10.2021

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Claudia Schiefer: Das Volkstheater im Burgtheater – Die Volkstheatertradition in Elfriede Jelineks Burgtheater. Posse mit Gesang

Bachelorarbeit

Abstract

Schon der Titel von Elfriede Jelineks Stück Burgtheater. Posse mit Gesang ruft Irritationen hervor, denn Possen werden eher mit dem Volkstheater in Verbindung gebracht und nicht mit dem Burgtheater, das als österreichisches Nationaltheater gilt. In Jelineks Burgtheater lassen sich konkrete Bezüge zum Wiener Volkstheater und seinen beiden bekanntesten Vertretern Ferdinand Raimund und Johann Nepomuk Nestroy finden. Jedoch werden diese Elemente nicht einfach unverändert übernommen, sondern in neue Zusammenhänge gestellt und postdramatisch abgewandelt. Diese Bachelorarbeit geht folgender Forschungsfrage nach: Wie wird die Tradition des Altwiener Volkstheaters in Burgtheater eingesetzt? Nach einem Überblick über den Begriff und die Entstehung des Wiener Volkstheaters werden zentrale Merkmale des Volkstheaters herausgearbeitet und deren Verwendung in Elfriede Jelineks Stück analysiert. Diese ausgewählten Elemente sind: Körperlichkeit und Komik, Wiener Dialekt als Bühnensprache sowie typenhafte und allegorisierte Figuren. Auf Raimund und Nestroy und auf die volkstheatrale Gattung Posse wird ebenso eingegangen. Jelinek setzt die Tradition des Volkstheaters nicht in konzeptioneller Hinsicht ein, denn es geht ihr nicht darum, ein modernes ‚Volksstück‘ zu schreiben und die alte Tradition wieder aufleben zu lassen. Stattdessen benutzt sie die volkstheatralen Elemente in Form eines Zitats, wie auch das ganze Stück aus Zitaten besteht. Diese volkstheatralen Traditionen werden aber nicht eins zu eins übernommen, sondern grotesk überformt, mit Neuem kombiniert und dadurch hinterfragt. Burgtheater ist keine Posse im volkstheatralen Sinn, beinhaltet jedoch possenhafte Elemente. Durch das Einstreuen von traditionellen Komponenten des Wiener Volkstheaters und den Bezug auf die populären Vertreter Raimund und Nestroy wird sowohl der Lokalbezug als auch der Vergangenheitsbezug verstärkt und die Kontinuität dieser Tradition und der Umgang mit ihr infrage gestellt. Durch das Zitieren der volkstheatralen Traditionen wird einerseits die Institution Burgtheater als Ort der Hochkultur mit etwas Konträrem konfrontiert und dadurch seine Stellung hinterfragt, andererseits werden die Traditionen des Volkstheaters durch das Verfremden selbst karikiert und dadurch möglicherweise auch der Umgang mit den Volkstheatertraditionen in der NS-Zeit und in der frühen Nachkriegszeit kritisiert. Gleichzeitig wird auf die Problematik des Fortbestands der NS-Ideologie im Kulturbereich und auf Verdrängungsmechanismen hingewiesen.

29.09.2021

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Salome Pataridze: Die Besonderheiten des weiblichen Schreibens in der deutschsprachigen und georgischen Lyrik der anderen Hälfte des XX Jahrhunderts

Dissertation (Konzept)

Das Thema der geplanten Dissertation ist Die Besonderheiten des weiblichen Schreibens in der deutschsprachigen und georgischen Lyrik der anderen Hälfte des XX Jahrhunderts. Das lyrische Werk der folgenden Autorinnen wird im Rahmen des Projektes untersucht: Ingeborg Bachmann, Ilse Aichinger, Lia Sturua, Ana Kalandadze. Bei der Analyse der einschlägigen Gedichte wird neben der feministischen Literaturtheorie auch das erzähltheoretische Instrumentarium verwendet, das im Hinblick auf die Besonderheiten der lyrischen Texte entwickelt worden ist (Schönert u.a. 2007). Solche Wahl des Forschungsobjekts und die Aktualität des Forschungsthemas ist durch mehrere Umstände bestimmt, nämlich:
• Das Phänomen des so genannten weiblichen Schreibens ist in der georgischen Literatur noch nicht untersucht worden.
• Da die georgische und österreichische Literatur und der historische Kontext des zwanzigsten Jahrhunderts einige Ähnlichkeiten aufweisen, könnte die vergleichende Untersuchung der Eigenschaften von der weiblichen Narrative ermöglichen, einiges über den Zustand der Frauen in totalitären Regimes erkunden.
• Narratologische Analyse der Gedichte ist ein ganz neuer Ansatz in der Literaturwissenschaft und daher ist die Erforschung der weiblichen Narrative in den lyrischen Texten immer noch eine große Herausforderung nicht nur für die georgische, sondern auch für germanistische Literaturwissenschaft.
In der Dissertation werden folgende Forschungsfragen gestellt: Wodurch zeichnen sich die Narrative in den poetischen Texten von Frauen aus? Wie ist der Bezug der weiblichen Narrative zu den kulturellen und historischen Kontexten? Da die literarischen Werke wie ein freier Raum der Phantasie betrachtet werden, in dem häufig reaktionäre und progressive Vorstellungen von Frauen dargestellt werden, ist ihre Analyse bestens dazu geeignet, die kulturellen, historischen, psychologischen und sozialen Bilder von der Epoche zu rekonstruieren und die Besonderheiten des weiblichen Schreibens in den lyrischen Texten zu untersuchen.
Das Dissertationsprojekt setzt sich zum Ziel, in den lyrischen Texten von georgischen und deutschsprachigen Dichterinnen des zwanzigsten Jahrhunderts (Ingeborg Bachmann, Ilse Aichinger, Ana Kalandadze und Lia Sturua ) die Eigenschaften der weiblichen Narrative zu untersuchen, die narrativen Elemente und Strukturen vergleichend zu analysieren und zu interpretieren und somit individuelle, epochale, nationale und transkulturelle Merkmale von weiblicher Narratiom beschreibbar zu machen. Es ist auch notwendig, die Funktion dieser Narration im Prozess der Konstruierung der geschlechtlich codierten Identität/Gender-Identität zu bestimmen und ihre Spezifität/Besonderheiten und Unterschiede durch die soziale, kulturelle, weltanschauliche und andere Faktoren zu erklären. Infolge der vergleichenden Analyse der deutschsprachigen und georgischen lyrischen Texte werden kulturelle Unterschiede und Ähnlichkeiten der jeweiligen Gender-Konstruktionen ans Licht kommen.
24.4.2019

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Barbara Roiser: Medienkritik in Elfriede Jelineks Text „Die Schutzbefohlenen“

Seminararbeit

Die vorliegende Arbeit befasst sich mit Elfriede Jelineks Medienkritik im Text Die
Schutzbefohlenen und zielt darauf ab die folgenden Forschungsfragen zu beantworten:
* Wie manifestiert sich Jelineks Medienkritik im Text Die Schutzbefohlenen?
* Welcher (sprachlichen und bildlichen) Mittel bedient sich die Autorin, um ihrer
Medienkritik Ausdruck zu verleihen?

Jelineks Werke sind eng gekoppelt an das politische Engagement der Autorin, die es sich zum Ziel gemacht hat, gegen die Missstände in der Gesellschaft zu schreiben. Die politische Dimension im Text Die Schutzbefohlenen kommt unter anderem in Jelineks Medienkritik zum Ausdruck. Diese soll in der vorliegenden Arbeit näher betrachtet werden. Jelineks Sprach- und Bildverwendung unterliegt dabei nicht primär einer ästhetischen Anforderung, sondern erfüllt spezifische medienkritische Funktionen, die im Analyseteil aufgearbeitet werden.
Kapitel 2 beleuchtet Jelineks politisches, postdramatisches Schreiben und geht im speziellen auf den medienkritischen Standpunkt der Autorin ein. Im dritten Kapitel erfolgt eine Auseinandersetzung mit den medienphilosophischen Theorien von Jean Baudrillard und Paul Virilio, welche für die Analyse der Medienkritik in Die Schutzbefohlenen von zentraler Bedeutung sind. Kapitel 4 ist der Analyse der Medienkritik im genannten Werk gewidmet und beschäftigt sich mit der Beantwortung der Forschungsfragen. Die erste Hälfte des Kapitels untersucht die bildliche Ebene von Jelineks Medienkritik und nimmt Bezug auf die Manipulation der Wirklichkeit durch massenmediale Bilder und den Voyeurismus der Medien, der gewalttätige Bilder zur Ware degradiert. Darüber besteht der Anspruch, die Verwendung von Bild- und
Videomaterial im Appendix zu erklären. Die zweite Hälfte des Kapitels beschäftigt sich mit ausgewählten Aspekten der sprachlichen Ebene von Jelineks Medienkritik. Dabei liegt der Schwerpunkt auf der Dekonstruktion des Mediendiskurses und der sprachlichen Mittel, die eben diese bewirken. Beleuchtet werden in diesem Zusammenhang fluide Sprecherinstanzen und Perspektivenwechsel, Textmontage, Sarkasmus sowie der Begriff des Schwarmes. Abschließend werden die genannten Instrumente von Jelineks Medienkritik im Text Die Schutzbefohlenen zusammengeführt und mit der politischen Motivation der Autorin in Zusammenhang gebracht.

18.3.2019

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